Humboldt Pinguine
Text und Fotos: Birgit Roth
11.07. 2016
Weltweit gibt es 18 Pinguin-Arten, die sich auf der Südhalbkugel um die Erde verteilen. Davon sind 3 Arten akut vom Aussterben bedroht. Der Gelbaugen-Pinguin in Neuseeland, der Galapagos-Pinguin auf den gleichnamigen Inseln und der Humboldt-Pinguin.
Der Humboldt-Pinguin gehört wie auch der Galapagos-Pinguin, der südafrikanische Brillenpinguin und der südamerikanische Magellan-Pinguin der Gattung Spheniscus an.
Humboldt-Pinguine leben an der Pazifikküste von Peru und Chile zwischen 4° bis 40° südliche Breite. Dort brüten sie an der Küste und den vorgelagerten Inseln. Im Frühling kommen zuerst die Jungs an Land, versuchen dieselbe Bruthöhle vom letzten Jahr zu besetzen, richten sie her und wenn die Mädels dazukommen, wird die Höhle gemeinsam bezogen. Tage später legt das Weibchen in der Regel 2 Eier. Die Brutzeit dauert ca. 40 Tage. Sind die Küken geschlüpft kümmern sich beide Eltern anfangs abwechselnd, damit immer ein erwachsenes Tier auf die Kleinen aufpassen kann. Später, wenn die Küken größer sind, schaffen beide Eltern gleichzeitig das Futter ran. Nach 10-12 Wochen haben die Küken ihr Jugendkleid und sind selbstständig.
Sind die Elternpflichten vorüber, gehen die Tiere ins Meer, fressen sich eine Fettschicht an, die sie dringend brauchen, um die bevorstehende Mauser zu überstehen. Pinguine mausern im Gegensatz zu anderen Vögeln komplett durch. Die Erneuerung der Federn ist sehr energieaufwendig, außerdem können die Tiere während der Mauser nicht ins Wasser zum Fressen, da ihr Federkleid in dieser Zeit nicht wasserdicht ist.
Ein zweiter Brutzyklus im Herbst ist meist nicht so erfolgreich, wie im Frühling.
Die Bestände der Humboldt-Pinguine gehen seit vielen Jahren besorgniserregend zurück. Ein Problem ist der Abbau von Guano. Das ist jahrtausendelang aufgehäufter Kot von Seevögeln, in dem sich die Humboldt-Pinguine ihre Bruthöhlen graben. So sind die Küken im Sommer vor hohen Temperaturen geschützt, im Herbst vor starken Regenfällen, aber auch Raubvögel haben es schwerer, wenn sich die Eier und Küken in geschützten Höhlen befinden. Wenn mangels Guano keine Höhle zur Verfügung steht, legen die Tiere die Eier auch in Erdkuhlen, dann gelingt die Brut sehr oft nicht.
Guano wurde schon von den Inkas abgebaut. Allerdings war der Abbau der wertvollen Ressource streng geregelt. Auf das Jagen von Guano produzierenden Vögeln und das Entnehmen von Eiern stand die Todesstrafe.
Alexander von Humboldt machte 1805 durch seine Reisen auf Guano aufmerksam, es hatte vorerst keine Auswirkung. Erst als die Bevölkerungszahlen in Amerika und Europa wuchsen und die Landwirte eine Ertragssteigerung durch Guano bis zu 300% beobachteten, setzte ab 1840 ein sogenannter Guano-Boom ein. Es wurden sogar Kriege geführt. Auch wenn der Abbau von Guano heute nicht mehr ganz so drastisch betrieben wird, wird er nach wie vor abgebaut.
Ein weiteres Problem für die Pinguine ist die starke industrielle Überfischung der Meere. Es bleibt einfach nicht genug Nahrung für die Tiere und die Aufzucht ihrer Jungen.
Und als wäre das noch nicht genug, durch den Klimawandel tritt immer häufiger das Wetterphänomen El Niño auf, der die Fischbestände an der Westküste Südamerikas kurzzeitig limitiert. Als El Niño wird eine warme Meeresströmung um die Weihnachtszeit bezeichnet, die das nährstoffreiche Wasser des kalten Humboldtstroms verdrängt. Das ca. 10°C wärmere Tropenwasser des El Niño schiebt sich über das kühlere Auftriebswasser und die Sardellen, die Hauptnahrungsquelle der Pinguine, müssen in tiefere Meeresströmungen ausweichen, wo sie für die Pinguine und auch andere Seevögel nicht mehr erreichbar sind.
Das sind ganz schön viele Probleme für diese kleinen Vögel und da wir deren Ausrottung nicht einfach so hinnehmen wollen, haben wir uns dem Verein http://sphenisco.org/ angeschlossen. Es tut so gut sich von engagierten Menschen umgeben zu wissen, die ihre Freizeit dem Umweltschutz widmen.
Sphenisco e.V. wurde 2008 in Landau gegründet und hat 2010 schon einmal erfolgreich zusammen mit chilenischen Umwelt-und Bürgerorganisationen den Bau von Kohlekraftwerken in einem großen Pinguin-Brutgebiet verhindern können.
Aktuell geht es um den Bau von 3 Industriehäfen in der Region La Higuera. Ein Hafenbau ist schon genehmigt. Aber es wurde ein Verfahren eingeleitet, da die Umweltverträglichkeit des Hafens bei der Genehmigung nicht wirklich beachtet wurde.
Sollten die Häfen gebaut werden, würde einer der 35 wichtigsten Hotspots der Biodiversität auf der Welt irreversibel zerstört werden. Es könnte auch das Aus der Humboldt-Pinguine bedeuten.
Auf der Sphenisco Jahreshauptversammlung Ende Juni war die chilenische Mitarbeiterin Nancy Duman anwesend. Geld allein reicht nicht, um Dinge zu bewirken. Nancy versteht als Chilenin die Mentalität der Einheimischen und kennt deren Sorgen. Sie berichtete wie schwierig und mühsam die Gespräche mit den Politikern, aber auch mit den einheimischen Fischern sind.
Sie berichtete auch, dass die bisher gesammelten und übergebenen Unterschriften gegen den Bau des Hafens die Politiker schon beeindruckt hat. Sie haben zur Kenntnis genommen, dass die Welt auf sie schaut. Und das ist gut so!
Des Weiteren kämpft Sphenisco schon seit längerem um die Einrichtung einer Meeresschutzzone im Brutgebiet der Humboldt-Pinguine.
In der Zone soll industrieller Fischfang ganz verboten werden und auch sonstiger Schiffsverkehr würde dann sehr stark reglementiert sein. Das fordern seit Jahren Wissenschaftler und Naturschützer. Dabei geht es nicht nur um den Schutz der Humboldt-Pinguine; Wale, Delfine, Robben und viele Seevögel würden davon ebenfalls profitieren.
Sphenisco bemüht sich sehr um die Umweltbildung von Kindern. Sowohl hier in Deutschland, also auch in Südamerika wird Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt. Es werden Kampagnen durchgeführt und zum internationalen Tag des Pinguins gab es mit dem Material von Sphenisco in verschiedenen Städten an Ständen Informationen.
Im Februar diesen Jahres wurde Sphenisco von 2 chilenischen Organisationen ausgezeichnet. Das ist eine schöne Anerkennung für die geleistete Arbeit und vor allem eine Bestätigung für die Akzeptanz der Arbeit für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Chile und Peru.
Nancy hat dankbar zum Ausdruck gebraucht, wie sehr sie sich freut diese Unterstützung aus Deutschland von Sphenisco zu bekommen. Das ist eine gute Motivation weiterhin um den Schutz der Humboldt-Pinguine zu kämpfen und die bisherigen Erfolge geben uns Recht, es lohnt sich auf jeden Fall. Alles ist besser, als nichts zu tun.
Wer möchte kann noch die Petition unterschreiben:
https://www.regenwald.org/aktion/1035/dringend-26000-humboldt-pinguine-retten
Für ausführlichere Informationen über die Humboldt-Pinguine:
http://www.sphenisco.org/dateien/Der_Humboldt_Pinguin.pdf
Informationen über das MSC-Siegel für nachhaltig gefangenen Fisch:
lukas pascal (Dienstag, 02 April 2019 14:06)
halli hallo, suuuuper beitrag!!!!!!
Marion Hartmann (Mittwoch, 07 Juni 2017 02:27)
Liebe Birgit Roth, ich lesen Deinen Bericht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend über ein solches Engagement, wie es Menschen leisten aus der Forderung des Umweltschutzes heraus.., weinend über den Egoismus einer überwiegenden Zahl von Menschen, einfach nichts zu tun.
Einen Bericht wie diesen kann man nicht einfach nur lesen, da muss man wirklich hinein gehen mit Hirn und Herz,
Über Guano wusste ich wirklich nichts, auch nicht, dass Humboldt schon darauf hin wies. Schade finde ich, das ich Deinen Bericht völlig kommentarlos fand. Dank für die Vorstellung des Humboldt- Pinguins und seiner Bedrohung, wie wir es in so vielen Bereichen der Natur heute erleben. Dank für die schönen Aufnahmen.