Noch ein verlorenes Paradies?
Text: Gudrun Kaspareit
Foto: Wikipedia
03.05.2018
Die Galapagos Inseln sind ein berühmtes Naturparadies. Sie liegen im östlichen Pazifik und gehören zu Ecuador. Es gibt dort unzählige, endemisch vorkommende Tierarten, d.h. Arten, die es nur dort gibt. Hier hat Charles Darvin seine Evolutionstheorie entwickelt
Die außerordentliche und einmalige Flora und Fauna der Inseln gehören zum Weltnaturerbe der UNESCO. Sie werden durch den Nationalpark der Galapagosinseln geschützt. Etwa 97 % der Fläche der Galapagosinseln und 99 % der sie umgebenden Gewässer stehen dadurch unter strengem Naturschutz. Die landwirtschaftliche und fischereiliche Nutzung sowie das Betreten der Inseln und das Befahren der Gewässer sind streng reglementiert und werden durch die Nationalparksverwaltung mit Sitz in Puerto Ayora kontrolliert. Es kommt immer wieder zu Konflikten zwischen Naturschützern und Fischern, die sich durch die Auflagen behindert fühlen.
Obwohl die Inseln unter so strengem Schutz stehen, gibt es weiterhin illegalen Zuzug, zu viel Tourismus und zu viel Fischerei. Auch hier gefährden Müll und Touristenströme die einmalige Tier- und Pflanzenwelt. Es gelten mehr als die Hälfte aller endemischen Tierarten und jede fünfte Pflanzenart auf Galapagos als gefährdet. Große Sorgen bereiten auch die eingeschleppten Tiere und Pflanzen, die den heimischen Arten Nahrung und Ressourcen streitig machen. Ebenfalls ein großes Problem ist die Überfischung. Betroffen sind vor allem Haie, Seegurken und Hummer für den asiatischen Markt .
Dazu kommt eine massive Bedrohung durch Plastikmüll, der angespült wird. Der Müll wird von Mittel- und Südamerika, aber auch von Asien über das Meer zu den Inseln geschwemmt. Seit beginn des Jahres wurden 22 Tonnen Müll gesammelt und auf mögliche invasive Arten untersucht.
Die Zahl der Einwohner ist auf etwa 25 000 angewachsen. Vor allem die etwa 6000 Wirtschaftsflüchtlinge vom wesentlich ärmeren Festland, die illegal auf den Inseln leben, sind mit dem Umweltschutz-Gedanken nicht vertraut. Hinzu kommen etwa 90 000 Touristen, die die Gruppe jedes Jahr besuchen. Es gibt keine Kläranlagen, die Abwässer gehen in dasselbe Grundwasser, aus dem das Leitungswasser entnommen wird. Es werden weder Sonne noch Wind als Energiequelle genutzt, sonder es wird Diesel hergeschafft, um die Generatoren zu speisen. Jedes Gebrauchsgut, alle Lebensmittel werden mit dem Schiff auf die Inseln gebracht und produzieren eine Menge Müll. Früher waren es zwei Tonnen pro Tag, heute sind es schon zehn Tonnen täglich.
Der Deutsche Ulf Härdter ist hier Umweltbeauftragter und hat mit dem WWF zusammen eine kleine Recyclinganlage aufgebaut, in der 30% des Mülls recycled werden, immerhin.
Trotz der aktuellen Probleme hat der Nationalpark Galapagos aus Sicht von Parkdirektorin Raquel Molina aber auch Erfolge vorzuweisen. Bisher sei es gelungen, 95% der ursprünglichen Spezies zu bewahren. Das sei mehr als fast überall sonst auf der Welt. Die Riesenschildkröten, die von Piraten, Walfängern und anderen Seefahrern bis zum 19. Jahrhundert fast ausgerottet worden waren, seien durch jahrzehntelange Bemühungen wieder auf ihren ursprünglichen Inseln in großer Zahl heimisch. Auf etwa 30 000 wird ihre Gesamtzahl heute geschätzt.
Aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Galapagos Inseln am Scheideweg stehen.
Erika (Samstag, 19 Mai 2018 12:52)
Liebe Gudrun, wie erfreulich ist die Recycle-Anlage eines Deutschen. Es waere wuenschenswert, dass er seine kleine Anlage so ausbaut, dass Abwaesser und Klaeranlagen einTeil davon werden. Wenn so viele Touristen kommen duerfen, die alle beitragen zur Verbesserung der finanziellen Seite der Inseln, muesste es moeglich sein, entweder die illegalen Bewohner zu schulen fuer Naturschutz und ihnen damit ein Recht zu geben, in der kostbaren Inselwelt bleiben zu duerfen, oder sie muessen zwangsweise ausgewiesen werden.
Ich wuerde gern ein Urteil von Charles Darwin hoeren, er haette auch eine rechte Antwort fuer die noch immer fehlende Nachhaltigkeit in der Fischerei.
Eva Schmelzer (Dienstag, 15 Mai 2018 15:58)
Du schreibst in Deiner Newsletter-Mail zu diesem Beitrag, dass Du “leider wieder über Probleme zu berichten hast”. Ich möchte mal kurz erwähnen, dass ich finde, dass Du eine sehr schöne Ausgewogenheit gefunden hast zwischen Berichten zu Missständen und Erfreulichem.
Für mich standen die Galapagos Inseln bisher immer als Synonym für ein unantastbares Naturparadies. Dass nun der Frieden der Inseln so gedankenlos gestört, ja sogar zerstört wird, habe ich nicht geahnt und hätte auch niemals gedacht, dass es soweit kommen könnte. Wenn aber nun trotz allem noch 95% der ursprünglichen Spezies erhalten sind, bleibt sehr zu hoffen, dass alles getan wird, um wenigstens den Status quo aufrecht zu halten.