Eisalgen
Text: Gudrun Kaspareit
Foto: Alfred-Wegener-Institut
21.07.2016
Diese marinen Kieselalgen leben als „Eisalgen“ im Inneren des Meereises
Die marinen Kieselalgen leben als „Eisalgen“ im und unter dem antarktischen Meereis. Im Meereis wächst eine schillernde Vielfalt an Organismen. Sie trotzen dem Frost und dem Salz.
Endlose weiße Eiswüste, könnte man meinen, doch auch hier hat Mutter Natur eine unglaubliche Lebensvielfalt geschaffen. Mitten im Packeis der Antarktis wachsen Mikroorganismen und nisten unzählige Krebsarten. Algen färben manche Schichten kaffeebraun, und zusammen mit Bakterien, Plattwürmern, Nacktschnecken, Wimperntierchen und Pilzen im Inneren der meterdicken Schichten bilden sie die Basis einer wichtigen Nahrungskette und ermöglichen Pinguinen, Robben und Walen das Überleben. In nur einem Liter Eis haben Polarforscher über eine Milliarde Bakterien und einige Millionen Algen nachgewiesen. Dies Eisalgen stellen 30 Prozent der gesamten Jahresmenge pflanzlicher Biomasse der Polarmeere. Für die Nahrungsketten in Arktis und Antarktis ist das Packeis daher ein lebenswichtiges Reservoir. Krebse, Fische, Wale und Robben hängen direkt vom Nahrungsangebot in und an den Eisschollen und Packeisflächen ab.
Heute weiß man, dass die Mikroorganismen eine wichtige Rolle für das Weltklima spielen
Wenn das Eis gefriert, ist dies keine homogene Masse, sondern es bilden sich schwammartige Strukturen; kleine und kleinste Kanälchen. Sie entstehen, wenn das Meerwasser gefriert, dann scheidet
sich das Salz ab und es friert nur das Süßwasser. Die Sole sammelt sich in kleinen Lachen und Kanälchen. In dieser hohen Salzkonzentration gedeiht das Leben. Über 100 Algenarten, Bakterien, die
zehn Mal größer werden, als ihre Artgenossen im Wasser, und unzählige Krebsarten, die ohne das Eis nicht überleben könnten, weil sie sich in ihm vermehren. Um die Kälte, die Dunkelheit und die
hohe Salzkonzentration zu überstehen, haben die Lebensformen unterschiedlichste und vielfältige Strategien entwickelt, die absolut faszinierend sind, auf die ich aber dennoch nicht im Einzelnen
eingehen möchte, da dieses Thema den Umfang des Artikels sprengen würde. Am Boden der Eisfelder treffen seine Bewohner wieder auf die Außenwelt. Dort stehen den Organismen nicht nur ausreichend
Nährstoffe zur Verfügung, sondern sie werden auch selbst gefressen – von dem Krill, der die Antarktis dank der Eisalgen zu Milliarden bevölkert.
Binnen kürzester Zeit werden die Algen von den Krebsen abgeweidet. Der Krill vermehrt sich phänomenal. Im Frühjahr, wenn das Eis beginnt weicher zu werden, erreicht das Algenwachstum seinen
Höhepunkt. Robben, Pinguine und Wale zwängen sich unter das Eis, um sich am Krill satt zu fressen.
Wenn mehr als 80 Prozent des Meereises um den südlichen Polkontinent schmelzen, und seine Bewohner ins Meer entlassen werden, dann blüht die Antarktis.
Das antarktische, wie auch das arktische Ökosystem hat kurze Nahrungsketten, die in einigen Fällen nur aus wenigen Gliedern bestehen: Meer- und Eisalgen werden von Zooplankton und Krill gefressen, das wiederum Kabeljau oder Hering und auch den Bartenwalen als Futter dient. Die Fische werden von Robben gefressen. Und die Meeressäuger wiederum dienen dem Eisbär als Nahrung; bzw. in der Antarktis sind es Pinguine und Seeleoparden.
So bilden die Eisalgen die Nahrungs und Lebensgrundlage in den polaren Meeren. Das wirft die Frage auf: Was geschieht, wenn das ewige Eis schmilzt?
Eva Schmelzer (Montag, 01 August 2016)
Diesen Beitrag musste ich mehrmals lesen, um die wunderbaren Zusammenhänge zu verstehen, die Mutter Natur geschaffen hat, damit sich diese Vielfalt bilden konnte. Ich habe das in diesen Einzelheiten noch nie vorher gehört. Es ist beeindruckend - und in Anbetracht der Klimaerwärmung erschreckend. Obwohl das nun alles erforscht und plausibel für jeden verständlich dargelegt wurde, scheint sich kein verantwortlicher Politiker berufen zu fühlen, wirklich tief greifende Maßnahmen in die Wege zu leiten. Ein bisschen hier, ein bisschen da – und ganz schnell haben wieder Industrie- und Wirtschaftsinteressen den Vorrang. Klima- und Umweltschutz sind bestenfalls ein lobenswertes Polit-Hobby. Darüber hinaus bezweifle ich, dass irgendein Umweltminister dieser Welt, so ins Detail gehend darüber informiert ist bzw. sich informieren will. Wen interessiert es auch wirklich, ob auf dieser Erde Robben und Wale, Pinguine und Seeleoparden leben? Bringen sie Profit, tragen sie zur Gewinnmaximierung bei?
Erika (Montag, 01 August 2016 12:58)
Zur Zeit scheint die groesste Gefahr von Gazprom im Norden Russlands auszugehen, denn viel ausgeflossenes Oel landet in den arktischen Fluessen. Shell gab auf. Es muesste dringend ein Abkommen zum Schutz gegen illegale Ausnutzung kommen.
Das extreme Wetter und wenig Sonne lassen nur sehr kurze Zeit fuer einen Aufenthalt zu. Die Folgen eines totalen Abschmelzens der Pole sind nicht vorstellbar.