Straßen aus Plastik?
Text: Gudrun Kaspareit
29.01.2019
In Rotterdam wird in der Firma Volker Wessels Straßenabteilung KWS Infra ein neuer Straßenbelag entwickelt und getestet - aus Plastik.
Einerseits wollen wir ja Plastik vermeiden wo immer es geht
und dieser Straßenbelag wird sich erst in mindestens 500 Jahren zersetzen, aber dies ist recyceltes Meeresplastik aus Boyan Slat`s Ocean Cleanup. Die holländische Konstruktionsfirma Volker Wessels hat eine Methode entwickelt aus recyceltem Plastikmüll einen Straßenbelag herzustellen, der diverse Probleme mit einem
Schlag lösen könnte.
Bisher besteht die Straße nur auf dem Papier, aber sie soll nun auf einem Teilstück in Rotterdam getestet werde. Dieser Kunststoff-Straßenbelag bietet viele Vorteile:
Die Plastikstraße ist leichter deshalb kann sie auch auf Sand-Untergrund gebaut werden.
Und sie ist innen hohl, sodass man Kabel und Rohre besser verlegen kann.
Die Plastikstraße ist leiser, was für Wohngebiete interessant wäre.
Die Kunststoffstraße ist praktisch wartungsfrei – sie verwittern nicht, ist robuster als eine Asphaltstraßen und resistent gegen Wettereinflüsse und Abrieb.
Theoretisch könnte man diese Straßen beheizen, das hieße, kein Schnee, kein Glatteis mehr.
Einzelne Segmente können vorgefertigt und dann vor Ort
transportiert und verlegt werden, was die Verkehrsbehinderungen erheblich verringern würde.
Der CO2-Ausstoss bei der Produktion wäre deutlich geringer – allein der herkömmliche Straßenbau ist für 2% des CO2-Aufkommens weltweit in punkto Verkehr und Transporte verantwortlich.
Bei der Produktion von Asphalt wird tonnenweise Co2 freigesetzt.
Energy Harvesting – man könnte sogar Sensoren installieren,
die dafür sorgen, dass mithilfe der darüber fahrenden Autos Energie gewonnen wird.
Aber das bei weitem Beste an dieser neuen Straße ist, dass
sie aus recyceltem Meeresplastik hergestellt wird. Das könnte das weltweite Müllproblem lösen. Sollte diese neue Straße erfolgreich sein, kann ich mir vorstellen, beginnt ein Run auf Plastikmüll.
Der Erfinder von The Ocean Cleanup, Boyan Slat, beschäftigen sich damit, so viel wie möglich von den Millionen Tonnen Müll aus dem Ozean zu fischen und wieder zu verwerten. Das macht The Ocean Cleanup zu einem potenziellen Partner des holländischen
Straßenbauers.
Die Idee ist genial und hat das Potenzial ein wirklich großer Problemlöser zu werden. Man kann dem Projekt nur ganz viel Erfolg wünschen.
Neuestes Update:
Seit Sept. 2018 gibt es das erste Stück Fahrradweg
https://www.facebook.com/PlasticRoadEU/videos/2264931937074177/
Wer auf dem Laufenden bleiben will, kann sich hier informieren
Eva Schmelzer (Donnerstag, 07 Februar 2019 12:37)
Würde sich das durchsetzen, wäre ein ganz großes Problem unserer Zeit gelöst. Ich hoffe sehr, dass der Entwicklung keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. Ich habe zufällig parallel zu dem Naturwelt-Artikel einen Bericht gehört, dass man in dem von Müll geplagten Indien auf einem identischen Weg ist:
Laut eines Beschlusses der indischen Regierung im November 2015 MUSS beim Straßenbau Plastikmüll verwendet werden. Neben dem Ausbau der Infrastruktur soll damit vor allem Indiens Müllentsorgungsproblem überwunden werden. In den meisten Teilen Indien gibt es keine Müllentsorgung. Oft wird Müll verbrannt, wodurch giftige Gase freigesetzt werden oder das Plastik liegt einfach rum, gelangt ins Meer. Seit August 2017 bringen übrigens Fischer in einigen Regionen Indiens alles Plastik an Land, das sie auf dem Meer finden (Tendenz steigend). Der Straßenbau mit Plastik ist nach Angaben des Professors, der das entwickelt hat, umweltfreundlich, da keine giftigen Gase freigelassen werden. Bereits 2002 baute er eine Straße auf dem Campus seiner Universität. „Der Straßenabschnitt ist auch heute noch gut in Schuss.“ 2006 wurde die Technologie patentiert.
Er sagt: "Swacch Bharat (Die Clean-India Kampagne) ist unsere oberste Priorität. Wir werden erst Indien helfen den Plastikmüll loszuwerden und die Technologie im ganzen Land bekannt machen. Sobald wir in Indien vorangekommen sind, werden wir die Plastikstraßen auch in andere Länder bringen".
Ob das nun dasselbe Prinzip ist wie in den Niederlanden, kann ich nicht sagen. Ist aber auch nicht wichtig, Hauptsache es setzt sich durch.