Die Große Wachsmotte ( Galleria mellonella)
Text: Gudrun Kaspareit
Foto: Wikipedia
15.05.2017
Da gibt es eine kleine Raupe, die einen großen Appetit auf Plastik hat. Früher wurde sie achtlos als Angelköder gezüchtet und verkauft, nun hat man ihre Fähigkeit entdeckt, Plastik zu verdauen. Könnte sie die Lösung für eines der größten Probleme auf diesem Planeten sein?
Ich las unlängst über eine kleine Raupe, die Plastik frisst. Das hat natürlich mein Interesse geweckt.
Es geht um die Große Wachsmotte (Galleria mellonella), die tatsächlich Plastik futtert und auch verdauen kann. Eigentlich ist die Raupe der Wachsmotte, ein Bienenschädling, denn die Weibchen der Großen Wachsmotte legen ihre Eier unter den Bienenstock. Die Raupen leben später gesellig in großen Gespinsten und fressen die Waben. Dadurch schädigen sie die Brut der Bienen.
Die Hobbyimkerin und Wissenschaftlerin Federica Bertocchini hat die Wachswürmer aus ihrem Bienenstock gesammelt, in einer Plastiktüte verstaut und bei der Gelegenheit festgestellt, wie schnell die kleinen Raupen die Tüte zerlöcherten. Nach 12 Stunden war die Tüte mit Löchern übersät. Hundert Raupen können 96 Milligram Plastik in 12 Stunden vertilgen. Offenbar konnten sie das Plastik gut vertragen und sogar verdauen. Bienenwachs ist ein Polymer, ähnlich dem Polyethylen. Die Verdauungsenzyme der Raupen sind offensichtlich in der Lage, beide Stoffe zu verdauen. Bisher waren die Raupen Versuchstiere in Laboren oder wurden als Angelköder verkauft, nun aber könnten sie zur Lösung eines unserer großen Zivilisationsproblemen beitragen. Wie jeder weiß, ist Plastik langlebig und vor allem in den Meeren sehr schädlich. Wenn es so weiter geht, gibt es bald mehr Müll als Fische in den Meeren. Millionen von Seevögeln, Meeresschildkröten, Walen, aber auch Fischlarven sterben jährlich an dem Plastikmüll. Die Forscher hoffen nun, das Verdauungsenzym der Wachsmotte zu isolieren, künstlich nachzubauen und dann in großen Mengen herstellen zu können, um der Plastikflut endlich effektiv den Kampf ansagen zu können. Dieses künstliche Enzym könnte dann große Mengen Polyethylen einfach auflösen.
Eva Schmelzer (Samstag, 03 Juni 2017 16:42)
Das ist ja phantastisch! Was gäbe es Großartigeres, als die Natur mit Hilfe der Natur zu retten? Eine einzigartige Chance!
Von dieser Entdeckung abgesehen, der wir natürlich alle umfassenden Erfolg wünschen, ist es mir unerklärlich, dass bei aller Wissenschaft und fortschreitenden Technologie es noch immer nicht gelungen ist, einen stabilen und dennoch umweltfreundlichen Kunststoff herzustellen. Weil das nicht der Fall ist, muss trotz dieses Raupen-Lichtblicks überall auf der Welt die Vermeidung von Plastik vorangetrieben werden. Auch dann hätten die Tierchen noch mehr als reichlich zu futtern.