Besinnliches zur Weihnachtzeit
Text und Foto: Ulrike Beschow
11.12.2021
Wir waren heute mal wieder in einem kleinen Bioladen einkaufen. Dieser befindet sich zwar nicht in unserer unmittelbaren Umgebung, aber hin und wieder fahren wir gern dort hin.
Es ist ein Geschäft der Sorte "Tante- Emma- Laden" und die mögen wir ganz besonders.
Wer so in unserem Alter ist und Mitte- oder Ende der 50 iger Jahre geboren wurde kann das vielleicht gut verstehen. Ich bin mit dieser Art Geschäft aufgewachsen. Es war, damals wie heute, einfach ein gemütliches Einkaufen, auch wenn man es erst nach der Arbeit geschafft hatte und zu Hause noch die Familie auf einen wartete. Wenn das Gemüse auch nicht mehr ganz so frisch war, konnte man doch noch leckere Sachen daraus zaubern. Man kannte sich und es blieb immer noch genügend Zeit für ein kurzes Schwätzchen. In dem besagten Bioladen ist mir heute eine gute Sache ins Auge gefallen. Es war zwar nur erst einmal ein kleiner Karton, aber ich würde mir wünschen, das es schnell um sich greift. In dem Karton befanden sich Mehrweggläser mit verschiedenen Schüttgütern (Reis, Kichererbsen. Sesam…). Auf diese Gläser mußte man einen kleinen Pfand bezahlen und man konnte sie wieder abgeben. Was für eine immense Einsparung an Papier, wenn sich so etwas durchsetzen könnte. Dafür braucht es natürlich viel Glas, aber Sand wird auch immer knapper. Nun habe ich gerade gelesen, dass bei der Behälterglasindustrie bis zu 90 % Altglas verwendet wird. Also sollte dieser gute Ansatz doch eigentlich Schule machen können. Da wir ja nun eine ziemlich grüne Regierung haben, sollte doch nun endlich so einiges möglich sein, falls sie das Wort "Grün" auch noch so interpretieren wie in ihren Anfängen. Aber es liegt an uns allen, an unserem gesamten Lebensstiel, an unserem kompletten Einkaufsverhalten. Wir können noch so gesund im Bioladen einkaufen, wenn vor der Tür ein großer SUV steht der Unmengen an Sprit kostet und die Umwelt schädigt. Das paßt nicht zusammen. Hier möchte ich noch einmal auf "die schöne, alte Zeit" zu sprechen kommen.
Ohne hier anmaßend klingen zu wollen, ich weiß das so eine Kindheit , wie ich sie haben durfte, nicht jedem vergönnt sein kann, aber ich würde sie ganz vielen Kindern von Herzen wünschen. Aufgewachsen bin ich auf einem Bauernhof in Sachsen, mit Geschwistern und einer Oma. Meine Eltern, aber auch wir Kinder schon, hatten ein arbeitsreiches Leben und wir waren darüber bestimmt nicht sehr erfreut. Doch neben all dem hatten wir unsere Freiheiten, haben Instrumente gelernt und hatten einen großen Freundeskreis und auch eine zahlreiche Verwandtschaft, welche sich an den Wochenenden bei uns abwechselte. Es waren Zeiten als noch der Scherenschleifer und Lumpensammler mit dem Pferdefuhrwerk vorbei kamen, das ist nur 50- 60 Jahre her. Ein Wimpernschlag in der Erdengeschichte. Die Milch wurde mit einem Krug aus dem Geschäft geholt und die Brote kamen noch nicht vom Fließband und landeten auch nicht auf dem Müll. Mehrmals im Jahr hatten wir Wandertage mit der Schulklasse, an denen wir unsere größere Umgebung erwandert haben. Wir konnten ja damals bekanntlich nicht weit reisen, aber es hat uns nicht gefehlt. Wir Kinder haben mit einem Buch auf einer Blumenwiese gelegen, mit dem Konzert der Bienen und Käfer im Ohr. Wir brauchen uns nur einmal die Frage selbst beantworten, wer diese unendlichen Bedürfnisse, welche die Menschen von heute angeblich haben, geschaffen hat.
Im Winter kamen wir als Kinder erst nach Hause, wenn der Mond am Himmel stand. Die gefrorenen Schafwollsocken konnte man neben den Kachelofen zum auftauen hinstellen. Manch eine helle Vollmondnacht habe ich zu meinem Zimmerfenster hinaus gesehen und die Hasen und Rehe beobachtet, welche sich an unserer Futterstelle gütlich getan haben. Über das freie Feld sah man oft einen Fuchs durch den Schnee schnüren. Diese Erfahrungen haben mich sehr stark geprägt und mir eine starke Basis für mein späteres Leben gegeben. Da mein Vater Förster war bin ich quasi mit und in der Natur aufgewachsen. Deshalb bin ich so traurig und manchmal hoffnungslos, wenn ich täglich dieser unendlichen Zerstörungswut auf unserem wunderschönen Planeten begegne. Muß ein kleiner Ort z. B. 2-3 Gewerbegebiete ausweisen? Muß noch der kleinste Weg, selbst im Wald, asphaltiert werden, oder unsere Autos immer größer werden? Es soll jetzt bitte keiner denken, dass ich mir den Scherenschleifer zurück wünsche, aber eine Rückbesinnung auf Zeiten ohne diesen Konsumwahn wäre für diese Erde eine Erlösung und hätte auch mit der immer wieder zitierten Nachhaltigkeit zu tun. Das Thema ist schier unendlich, aber jetzt habe ich lange genug den Finger erhoben. Laßt uns gemeinsam das Neue Jahr vielleicht damit beginnen, die "Guten Vorsätze", welche wir Sylvester aufgeschrieben haben und an das Memobrett gehangen haben, auch umzusetzen und nicht im Champagner zu ertränken. Es muß sich ganz, ganz schnell etwas ändern, wir müssen uns ändern. Hier noch zwei Buchtipps für gute, sinnvolle Weihnachtsgeschenke aus dem Verlag "Neue Erde": Beide Bücher sind von Fred Hageneder, "Happy Planet" und "Nur die eine Erde". In diesem Sinne wünsche ich Allen ein besinnliches und gesundes Weihnachtsfest und betrachtet das Neue Jahr als einen Neuanfang.
Ulrike