Marions Poesie 9
Gleichgewicht.
Das Spirituelle darf nicht dazu führen,
dass Menschen gänzlich den Boden verlieren,
beim Fluge nach oben zu Engelsfernen,
geistig sitzend auf fremden Sternen.
Gleichgewicht zwischen Fliegen und Bleiben,
stehend in des Lebens Notwendigkeiten,
die Wurzeln fest in den Boden geschlagen,
so wird man von gesundem Geiste getragen.
(Marion Hartmann/ Foto: Evelyne Lombris)
Wer auch immer dieses ganze Leben in seinen
hochsensiblen Zusammenhängen erschaffen haben mag.., der Mensch war es nicht!
Wie kommt er also dazu, sich alles unter den Nagel zu reißen.., an Erbgut von Pflanze, Tier und Mensch herumzubasteln, Tausende und Abertausende von Tieren für die Forschung zu opfern.., Böden
und Gewässer zu vergiften.., und dann auch noch in aller erbärmlichen Dreistigkeit vom Fortschritt zu reden.
(Marion Hartmann/ Fotografie eines herrlichen Rosenkäfers: Christine Schwan)
Ahnung.
Mir ist, als gäbe es ein zweites Leben,
das unsichtbar im Nacken sitzt,
dreh ich mich um, es gleich zu sehen,
dann ist es fort, ich finde es nicht.
Von vorn kommt es mit einem Schlage,
die Wucht reißt mir den Boden fort,
bis ich mich aufgerappelt habe,
hat es verlassen diesen Ort.
Mal geht es links und rechts zur Seite,
ich will es greifen,.., ei, ei, ei,
wo Zukunft eben noch ich ahnte,
schau ich nur öden Alltagsbrei.
Das zweite Leben, wie ich ahne,
ist da, .., doch will nicht vor der Zeit,
sich dem Menschen offenbaren,
bis dass die Seele ausgereift.
(Marion Hartmann/ Foto: Andreas Schmelz)
Fragen über Fragen.
Welchen Gott willst Du rufen, wenn die Erde brennt,
wenn Terror mordend das Land überrennt,
wenn Kernschmelze die Menschen schockt,
wenn der Bauer auf fruchtlosem Boden hockt.
Noch trifft es Dich nicht, noch Fakten nur,
doch der Klimawandel dreht an der Uhr,
Du lässt Dich von reiner Hoffnung foppen,
es könnte den Untergang irgendwer stoppen.
Indes brechen Ökosysteme zusammen,
täglich sterben Bäume in Flammen,
welche Hoffnung, frag ich, hast also Du?
Die Raffgier ebbt nicht, sie nimmt eher zu.
(Marion Hartmann)
Wahn
Das große Schiff ist vollgepackt,
die Führer sitzen vorn,
noch glänzt der Schein, noch hält der Lack,
doch unten kocht es schon.
Am Ruder steht der Weltenwahn,
der Irrsinn spielt den Marsch,
daneben steht der Vatikan,
der nach dem Golde tatscht,
Das Kapital läuft auf und ab,
mit abwägendem Blick,
wer sich nicht wohl fühlt auf dem Schiff,
der bleibt eben zurück.
Die Lüge hat sich heut geputzt,
sie heißt - NACHHALTIGKEIT,
sie gibt dem Veitstanz einen Kuss,
dem Zeichen unserer Zeit.
Die Passagiere greifen nun,
zum Maulkorb, es geht los,
und erst im Kriechen werden sie,
so richtig breit und groß.
Mit Mann und Maus verlässt das Schiff,
den Hafen - Sicherheit,
durchquert als riesig Ungeheuer,
Orte, Länder, Raum und Zeit.
Ein Eisberg naht, wir ahnen`s schon,
es kracht, oh Schreck und Graus,
viel später wurde das genannt,
die " eiserne Götterfaust!"
(Marion Hartmann)
Häng nicht an die große Glocke, was nicht weithin erschallen will!
(Marion Hartmann/ Foto: Evelyne Lombris)