Marions Poesie 18
Das ist kein Trug – und nichts zerstört die Stille
eisblauer Hauch umfängt die Welt,
nichts außer Gottes reiner Wille,
ein Sein, wie er hat bestellt.
(Foto: Andreas Schmelz)
Der Indigene.
Die Warnungen sind in den Wind geschlagen,
der Ahnen Ruf zerschellt am tauben Ohr,
vergessen Mythen, Märchen, Sonnentänze,
der Mensch steht endlich vor der Hölle Tor.
Wie auch verdrängt vom Boden ihres Lebens,
Natur, die reiche.., es kippt das Gleichgewicht,
so fleht der Letzte seiner Art vergebens,
der bis zum Tod nicht mit den Werten bricht
Er steht allein, reist durch der Herren Länder,
"kehrt um".., ruft er mit Tränen in die Welt,
"bevor das Schiff der Menschheit endlich kentert,
die letzte Hoffnung am Eisberg Mensch zerschellt!
Er kniet hernieder auf giftverseuchten Boden,
beschwört die Geister, die längst verschwunden sind,
hier stand noch Wald, doch elende Kojoten.
sie schlugen drein, für Tier und Umwelt blind.
Aus bleichen Lippen dringen leise Töne,
sie schwellen an, ein Lied für diese Welt,
er ist allein, fernab von dem Gehöhne,
es leuchtet ihm das weite Himmelszelt.
(Marion Hartmann)
(Ich möchte mich herzlich bei der Künstlerin Lois Cordelia Bulow- Osborne bedanken, die mir dieses Werk zur Verfügung stellte)
Freiheit des Wesens.
Wie könntest Du vom Hering wollen,
dass er sich in die Lüfte hebt,
und dass ein Adler von seinem Horst,
das Leben eines Wurms erstrebt.
Verlange von der Schnecke nicht,
dass sie die Schnelligkeit erreicht,
und nicht, dass eine Honigbiene,
über Nacht dem Löwen gleicht.
So lasse auch den Menschen ganz,
so wie sein Wesen es bestimmt,
sei ihm, so wie er eingeboren,
in seiner Art stets gut gesinnt!
(Marion Hartmann/ Foto: Roselies Sokoll)
Gehen
Wege, geschwungen oder gerade,
breite Straßen oder enge Pfade,
Waldboden oder harter Asphalt,
ruhige Wege oder lärmbeschallt.
Wege zurück oder nach vorn,
Liebespfade oder Gehen im Zorn,
Einsame Wege oder zu Zweit,
Wege im Geist oder in der Zeit!
(Marion Hartmann/ Foto: Gudrun Kaspareit)
Frei sein!
Lass Dich nicht in Muster zwängen,
nicht belagern.., nicht
bedrängen,
was Recht und Unrecht ist, entscheide,
von Deiner ganz privaten Seite.
Lass Dich nicht In Formen pressen,
gib den Narren nicht zum
Besten,
in diesem Marionettenspiel:
" Du bist nur wer.., hast Du auch viel!"
Verlerne kriechen, dienern, bücken,
hast Du auch die "Colt`s im
Rücken",
sie folgen nicht auf Deinem Weg
und jeder Schuss hat Dich verfehlt.
Es ist doch nur das eine Leben,
Für Dich! Nicht, um es
fortzugeben,
dorthin, wo man Dich hin verweist,
gebier Dich neu aus Stolz und Eis.
(Marion Hartmann)
Nur ein Moment.., ein Augenblick, -
magisches Licht, Du bist
entrückt,
die Zeit steht still, ein Stück Ewigkeit,
der Alltag zerfließt, ist ach so weit.
Ehrfurcht, Erstaunen, es lässt Dich nicht los,
das magische Licht, die
Natur so groß,
jetzt gehst Du, es war nur ein Augenblick,
doch in der Seele bleibt er zurück!
(Marion Hartmann/ Foto: Andreas Schmelz)
Erika (Mittwoch, 07 März 2018 17:27)
Ich weiss , welch kleines Format dem Indigenen zu Grunde liegt und welche Weite Marion erreicht in ihren Zeilen; alles wird lebendig, es ist kein Trug, alle Wege fuhren zu Zielen und jeder Mensch braucht den Trost eigener Freiheit. Marion leistet Ungeheures mit ihren Gedichten. Ein grosser Dank gilt den Photografinnen und Lois Cordelia.
Eva Schmelzer (Donnerstag, 01 März 2018 13:04)
Dem schmalen und zerbrechlichen Grat unseres Daseins, zwischen Glück und Niedergeschlagenheit, Sein und Vergänglichkeit, spüren Marions Gedichte auf wunderbare Weise nach. Ich kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass Marion nicht nur eine Meisterin der Sprache ist, sondern auch eine Zauberin der Stimmungen, vor allem der melancholischen und nachdenklich machenden. Das Dichten scheint für sie eine Möglichkeit zu sein, die Welt im Inneren und Äußeren zu erfassen und zu beschreiben - und letztlich das Leben zu bewältigen.
Abgerundet wird diese Gedichtauswahl durch die eindrucksvolle künsterische Gestaltung. Mein Dank geht auch an Andreas, Louis Cordelia, Roselies und Gudrun.