Marions Poesie 11
Ein Freund
Ein Freund ist doch ein jeder Morgen,
der alles Leben hell erweckt,
nach dem sich jede kleine Blume,
mit ihrem Kelch entgegen reckt.
Sei mir gegrüßt, der Lebensspender,
mit seinem goldenen Lichteinfall,
dass ich auch dankbar bin für diesen Tag,
mag finden seinen Widerhall.
(Marion Hartmann/ Foto: Andreas Schmelz)
Gewohnheit.
Es ist nicht neu, das Erwachen der Vögel am Morgen,
Gewohnheit, und auch das Dröhnen der Welt,
wir fühlen uns in allem, was gut ist, geborgen,
und verdrängen oft manches, was uns nicht gefällt.
Gewohnheit das Wasser, das tägliche Brot,
wie auch die Luft, die wir immerzu atmen,
Aufmerksamkeit bringt wohl stets erst die Not,
um sich auch mit Dankbarkeit zu wappnen.
(Marion Hartmann/Goldrute)
Blume des Lebens.
Wie sah ich Dich an jenem Morgen,
als taufrisch mir Dein Kelch sich wandte,
noch halb geschlossen, doch ich ahnte,
die herzgeheimen Seelenbande.
Welch Künstler hat Dich wohl erschaffen,
dass Du mir einem Kunstwerk gleich,
Dich senktest als ein großer Glaube,
in mein menschlich Seelenreich.
(Marion Hartmann)
Das Feen- Reich
Wo hast Du, Kind, denn die Feen gesehen?
Ich sehe nur Felsformationen stehen.
Und die Elfen? Schautest ihnen beim Tanze zu?
Dort steht nur ein Baum in Stille und Ruh!
Du sahest die Gnome im Erdenreich?
Kind, da ist nichts, doch ich schaue gleich,
etwas näher, genauer, mit meiner Brille,
aber ei, da ist nichts, außer Pflanzen und Stille.
Und wo ist der Engel mit weißem Gewand?
Du sagtest, er hält Dich fest an der Hand?
Doch ich sehe nur Leere um Deinen Körper,
Kind, bist Du gesund oder hast Du Fieber?
(Marion Hartmann/ Foto: Gudrun Kaspareit)
Schattenwelt.
Ein Schatten nur in samtblauer Nacht,
ein Gefühl, dass ich diesen dort kannte,
und ich hörte, wie dieser Fremde am See,
mich von Ferne mit Namen nannte.
Eine Liebe, ein Schwur, vor langer Zeit,
verloren, verdrängt, überspielt,
erstaunlich, die Wunde war nicht verheilt,
meine Tränen der Nachtwind kühlt.
Nur zögernd ging ich auf den Schatten zu,
was narrt mich in dieser Nacht,
was könnte mich treiben? Allein nur Du,
der Du damals dies Feuer entfacht.
Da stehst Du, doch ich erkenne Dich nicht,
so anders, so fremd und so weit,
wie viele Jahre trennten uns schon,
fast eine Ewigkeit.
Ich lauf auf Dich zu, der Schatten zerfällt,
die einsame Nacht bleibt bei mir,
Hat die Sehnsucht Dein Bildnis mir hingestellt?
Mir ist es kalt und ich spür, dass ich frier.
Du sagtest, Du wärst bei mir jeden Tag,
der Tod sprach aus bleichem Munde,
es war nicht nur Wort, es war ein Vertrag,
unterzeichnet zum ewigen Bunde.
Narrt uns der Tod, bleiben Seelen noch wach,
irgendwo in unendlicher Fernen?
Hat die Sehnsucht tatsächlich die volle Kraft,
zu vereinen zwischen Erde und Sternen?
Komm wieder zum See, der vor langer Zeit,
still unseren Küssen lauschte,
dort will ich Dich treffen, mein Herz Dich dort ruft,
wo der Wind in den Bäumen rauschte.
Marion Hartmann
Der Sog
Hinab, hinab, der Strudel zwingt,
Gesellschaft steht dahinter,
der Druck der Anpassung, schon beim Kind,
ist freilich auch nicht minder.
Der Sog der Gleichschaltung von Massen,
Wertzersetzung und dergleichen,
lässt sich nicht mehr in Worte fassen,
kaum kann man ihm wohl noch entweichen.
Das Interesse schon beim Kind,
gelenkt auf Billigkeiten,
denn was der Werbung nicht gelingt,
lässt sich mit Medien wohl erreichen.
Wohlan, wer selbst noch denken kann,
anstatt gedacht zu werden,
hier kommt der Sog noch nicht heran,
den Menschen zu verderben.
Und doch, wer nicht in Schiene geht,
der gilt schnell als Idiot,
er muss ins kalte Wasser springen,
verdrängt vom großen Boot.
(Marion Hartmann/ Foto: Evelyne Lombris)