Marion Poesie 19
Sieh die Natur.., zu Eis erstarrt,
kalte Schönheit ruht in
Stille,
doch du, Mensch, hast dich selbst genarrt,
es ist nicht Gottes Wille, -
dass Du verharrst mit kaltem Herz,
abgekehrt vom Ganzen,
denn die Natur versteht zuerst,
im Jahreslauf zu tanzen.
Für sie ist diese Kälte nur,
ein Ruhen vor dem Blühen,
für sie darf alles wachsen, leben,
die Vögel dürfen fliegen.
(Marion Hartmann/ Foto: Andreas Schmelz)
Wahrheit
Es gibt eine Wahrheit, so fern, so weit
und doch kann sie näher nicht
sein,
aus der Welt fast verschwunden
aus Raum und Zeit,
doch vorhanden als neuer Keim.
Nicht greifbar von Außen, im Herzen jedoch
als Gewissen verborgen im
Sein,
jene Kraft, die erlöst von jeglichem Joch,
Frieden schaffend allein.
(Marion Hartmann)
Kennst du das Land, wo die Rosen blühen -.
wo ewiger Friede das Herz
erfüllt -,
dort wo Vögel in Scharen am Himmel ziehen -,
kein böser Lärm auf die Seele zielt`?
Dieses Land ist fern und doch wieder ganz nah,
nicht zu greifen und
doch vor den Füssen,
wird sichtbar, wo Mut und viel
Kraft,
sich zu Gunsten der Erde ergießen.
(Marion Hartmann/ Foto: Andreas Schmelz)
Wollt mich nicht an dich verlieren,
stolzer Baum am
Wegesrand,
müsst mich anders interessieren,
in diesem geldgelenkten Land.
Doch dann warś um mich geschehen,
Halt und Kraft fand ich bei
dir,
jetzt sollst du nie mehr von mir gehen,
solang ich lebe, jetzt und hier.
(Marion Hartmann)
Einheit
Was strömst du so eilig dem Meer entgegen, du blaues Band voller Leben?
Aber müssten wir nicht alle strömen dem Großen und Ganzen, dem Ursprung entgegen,
dem allumfassenden Meer allen Seins?
Müssten wir nicht auch, so wie alle
Flüsse, münden im gewaltigen Ozean aller Gedanken, Hoffnungen, Wünschen und Träumen, die Ewigkeit bergend und alle Geheimnisse des Lebens?
Sind wir nicht gestaute Flüsse, geformt, begradigt, im Lauf bestimmt?
Müssen wir erst zu reißenden, alle Hindernisse hinwegschwemmenden Flüssen werden und alles verschlingen, was unsere Tiefe bedroht.., dieses elementare Leben aufschäumender, tanzender,
lichtdurchwirkter Ganzheit.., aus der Begradigung schaffend windende Wege durch Berge und Täler, mitführend die ureigenste Bestimmung wellenschlagender Seelenkraft.
Ein Gleichnis bist du.., Gedanke strömenden Lebens, zurückschlagend auf allen menschlich - fauligen Stillstand.
Mitreißen willst du, glitzernde Strömung, hin zum großen Ozean allen Seins, dort, wo alles Leben sich ineinander umschlingend Einssein heißt.
(Marion Hartmann)
Anderswelt
Wo sich Gier und Abart täglich treffen,
da gehe fort und nimm nicht
teil,
wo Menschen hin zum Unglück gaffen,
dort bleibe steh´n und greife ein.
Wenn alles rafft und hetzt nach Gütern,
du brauchst es nicht, auch
nicht den Wahn,
du seiest der Beste auf der Erde,
lass auch die Ander´n an dich ran.
Wo Hass und Hader sich bekriegen,
da streue Frieden hin als
Samen,
du hast dich längst davon geschieden,
um dich gelegt den neuen Rahmen.
(Marion Hartmann)
Zeitlosigkeit
Du stehst am Ende der Zeit -,
vergessend.., befreit,
deinen Träumen ergeben,
da vorn liegt dein Leben.
Weiche Wellen umspülen,
gemischt mit Gefühlen,
das geschundene Sein,
hier stehst du allein.
Zwischen Himmel und Erde,
ein neues Werde,
ein letzter Blick,
in die Welt zurück.
Zeitlosigkeit ohne Hetze und Streit,
vor dir liegt eine
Ewigkeit,
Deiner Seele ergeben,
dein neues Leben.
(Marion Hartmann/ Foto: Yasmin Kaspareit)
Lernen und begreifen,
denken und entscheiden,
Wege, selbstbestimmt und eigen,
so sei der Mensch für alle Zeiten.
Was du nicht selbst getan, zähl
nicht zu deinen Leistungen.
(Marion Hartmann)
Sei ein Schirm für diese Welt,
der alles Übel von ihr hält.
Ist dein Schirm auch winzig klein,
die Erde wird dir dankbar sein.
(Marion Hartmann)
Foto: Andreas Schmelz.
Fernes Land
Es gibt ein Land, verborgen und weit,
es befindet sich in der
Ewigkeit,
dort, wo nur Wenige Heimat fanden,
und sich für immer fest daran banden.
Es heiß, dort sei Frieden, Freude und Glück,
für den, der es fand,
gab es kein Zurück.
Man sagt, ein Göttliches würde dort
wohnen,
getragen von Göttern, Engeln und Thronen.
Nicht kampflos käme man dort hinein,
Kampf gegen sich.., sich selbst
allein.
Ein endloser Weg voller Kummer und Leid,
ja, dieses Land liegt weit.., so weit.
Un doch ist es nah, kann näher nicht sein,
das weiße Land, dieser
heilige Schrein,
du selbst trägst es in dir. im
Herzensgrund,
steig nur hinunter und werde gesund -,
irgendwann, löst du Strick um Strick,
wo das Außen dich fesselt an
dein Geschick,
verwirfst fremdes Denken als Möglichkeit,
Halt zu finden in dieser Zeit.
Der Sinn dieser Welt bist du.., nur du,
kein Herr und kein Götze,
schlag die Türen zu,
dulde nichts, was dir entgegen
steht,
wenn der Wind auch draußen ganz anders weht.
(Marion Hartmann/ Foto: Andreas Schmelz)
Jürgen Engelmann (Sonntag, 30 Dezember 2018 04:30)
Eine schöne Einheit von Text und Bild. Einerseits ein Kompliment an die Natur, die alles richtig macht, andererseits ein Weckruf an die, die immer zu ruhen scheinen, unbeweglich sind, in ihren Gewohnheiten verharren. Danke an Dichterin und Fotograf.
Erika (Montag, 17 Dezember 2018 19:47)
Selbst hellhoerige Menschen muessen darauf warten,was ihnen die Natur Neues zu bieten hat. Marion hat die intuitive Art, sich in ein Photo einzustimmen und hinein zu denken, um daraus ein Gedicht zu schaffen. Andreas und Marion sind seit Jahren ein solches ,sich ergaenzendes Gespann.
Hans-Dieter Wiesemann (Sonntag, 16 Dezember 2018 01:07)
Marion Hartmanns Gedichte und Andreas Schmelz Fotos sind in ihren Aussagen fast immer kongruent. Dieses wunderbare Gedicht und der gefrorene See vor den Birken und hinter dem Schilf verdeutlichen: Winterruhe ist die Atempause vor dem Neuerwachen der Natur im Frühling. Dagegen sind immer mehr Menschenherzen in Kälte erstarrt und da verharren sie. Der Weckruf der beinde Autoren ist nicht zu überhören. Vielen Dank an beide!
Eva Schmelzer (Samstag, 15 Dezember 2018 16:17)
Was können wir von der Natur lernen? Dass wir den rasanten Fortschritt nur mit einer Rückbesinnung auf unsere Wurzeln meistern können. Doch das wird oft missverstanden. Beim gern zitierten „Überleben des Stärkeren“ geht es nämlich keineswegs darum, dass nur der Stärkere überlebt. Es geht um eine universelle Handlungsbereitschaft ohne Erstarren. Die Natur floriert, indem sie viele Optionen schafft. Sie sorgt für Artenvielfalt und lässt ständig Neues entstehen, so wie sie sich im Wechsel der Jahreszeiten immer neu zeigt. Wenn sich die Bedingungen ändern, passen sich Pflanzen und Tiere an, sofern der Mensch es ihr mit "kaltem Herzen" nicht immer schwerer macht. Die Natur plant nicht. Der Mensch hingegen versucht, durch Planung und Vorhersagen abzusichern, was ungewiss ist. Die Natur lehrt uns: Wer wirklich lebendig sein will, muss sich hier und jetzt vielfältig entwickeln, um in der Lage zu sein, Neues neugierig behutsam und im Einklang mit der Natur, von der der Mensch ja ein Teil ist, wachsen zu lassen.