Weihnachtsbaum
Gedicht: Marion Hartmann
Scherenschnitte: Eika Bulow-Osborne
Hier sieht man, wie in jedem Garten,
die Bäume auf die Weihnacht warten.
Ihr Wort dringt leise in den Traum,
"Verzichtet auf den Weihnachtsbaum!
Gefällt zum Zweck einiger Tage,
das ist des Weihnachtsbaumes Klage.
Möcht Ihr nur wachsen zu dem Zwecke,
daß man Euch nur mit Schmuck bedecke,
um gleich danach ihn abzureißen,
Euch wertelos zum Müll zu schmeißen!
Drum geht hinaus zum nächsten Baum,
er kann es ja erwarten kaum,
daß er erleuchtet wird zum Feste,
es ist für die Natur das Beste!"
Hilde (Samstag, 17 Dezember 2016 14:39)
Auch Erinnerungen an meine Kindheit hast Du geweckt, liebe Marion: Weil ich halb verhungert war, bin ich in der Nachkriegszeit (1946/47) einige Male in Kinderheime verschickt worden, wo man aufgepäppelt wurde. Am weitesten entfernt von meiner Heimat (Hamburg) war ein Dorf in der Schweiz, in dem eine nette Familie mich für 1/4 Jahr liebevoll aufgenommen und so gut versorgt hat, dass meine Mutter mich nach den 3 Monaten nicht wieder erkannt hat. Pausbacken und "Schwiezerdütsch" waren meine neuen Kennzeichen!
Ich war 8 oder 9 Jahre alt und verbrachte den Herbst und Winter in Zufikon (so hieß der Ort). Am Weihnachtsabend war alles sehr geheimnisvoll, meine Pflegeeltern versprachen uns, ihren beiden eigenen Kindern und mir, ein spannendes Erlebnis. Es hatte heftig geschneit, was damals keine Seltenheit war. Sie packten Leckerein und Kerzen in einen großen Korb, der von uns auf einem Schlitten in den nahen Tannenwald gezogen wurde. Dort schickten die Eltern uns an ein ruhiges Plätzchen, und wir mussten ein paar Minuten warten. Dann wurden wir gerufen, und schon von weitem sahen wir einen hellen Schein, auf den wir kichernd und schwatzend zugingen, bis wir vor einem strahlenden Lichterbaum standen und staunend verstummten. Da es windstill und zwichen den Tannen ganz heimelig war, froren wir nicht wirklich und konnten, auf dem Schlitten sitzend, schmausen und warmen Tee (oder Kakao?) trinken. Die Eltern hatten eine schön gewachsene kleine Tanne ausgesucht und sie mit echten Kerzen und Lametta geschmückt.
Zu Hause wieder angekommen, brachte uns dann der Weihnachtsmann unsere Geschenke (und eine Rute!). Allerdings stand dort auch ein im Wald geschlagener schön geschmückter Tannenbaum, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht.
Die "Weihnacht im Wald" werde ich niemals vergessen und gehört zu den seltenen angenehmen Nachkriegserinnerungen.
Eva Schmelzer (Samstag, 14 Dezember 2013 18:08)
Marion, Du hast Erinnerungen an meine Kindheit geweckt mit Deinem schönen Gedicht: Meine Eltern sind mit mir an jedem Heiligabend in den nahegelegenen Wald gegangen und haben ein "Licht für die Tiere" angezündet, wenn das Wetter es erlaubte, also keine Brandgefahr war. Damals in den 1950ern im Sauerland in über 500m Höhe lag aber fast jedes Jahr Schnee. Die Stimmung mit der Kerze im Wald in dieser Heiligen Nacht fühle ich noch heute. Dann haben wir einige Tannen- oder Fichtenzweige (von ganz unten am Baum) mit nach Hause genommen und sie geschmückt.
Danke wie immer auch an Erika für die wunderschönen Scherenschnitte!
Erika Bulow-Osborne (Montag, 25 November 2013 07:57)
Der Weihnachtsbaum , Gedicht von Marion Hartmann
Marion Hartmann spuert die anklagende Mahnung eines Nadelbaumes, seinen Wunsch, in der Natur zu sein, im Wald oder in einem Garten wachsen zu koennen und seine Jahre voll zu erleben.
Ein Baum kann nur leise ermahnen, auf einen lebenden Baum zu verzichten. Wenn Jemand seinen Garten mit Lichtern schmuecken will, dem ist keine Schranke gesetzt.
Mistletoe im Garten auf einem Baum ist ein schoener Anblick, seine weissen Fruechte leuchten wie Perlen. Lasset sie in der Natur, in der Waerme eines Hauses halten sie sich nicht lange. Viktorianische Sitten wie das Kuessen nur unter einem Mistletoezweig, sind nicht laenger notwendig.
Das mahnende Gedicht, keinen Tannenbaum fuer wenige Tage zu kaufen , der schnell seine Nadeln verliert in der Waerme einer Wohnung ist umgehbar , entweder durch das Kaufen eines Baumes mit Wurzelballen, , der nach den Festlichkeiten im Garten anwachsen kann, oder einen kuenstlichen Baum.
Kuenstliche Baeume sehen unglaublich 'echt' aus,unser Baum hat schon ueber dreissig Weihnachtsfeste erlebt und verlor bisher nur einige Nadeln und zwei Zapfen. Ihn jedes Jahr nach alter Sitte zu schmuecken, bringt mir grosse Freude. Ich habe noch Weihnachsschmuck von meinen Grosseltern und Eltern, selbst gebastelt, mit Laubsaege erstellt und wenig Kriegs-Farben bemalt.