Die kleine Münsterländerin Rosi
Text: Marion Hartmann
02. 01. 2014
Es war an einem warmen Sommertag, als ich mich auf den Weg machte, von unserem Urlaubsbungalow bis zum unweiten Lebensmittelladen zum Einkauf zu gehen.
Ein schmaler, sandiger Weg schlängelte sich entlang aneinandergegliederter Wassergrundstücke zur rechten Seite, während linkerhand die volle Natur lachte.
Auf einem der Grundstücke bemerkte ich einen Jagdhund, den ich sofort als einen Kleinen Münsterländer einstufen konnte.
Dieser schien eifrigst bemüht, nach draußen zu schlüpfen. Ich wußte nicht, daß er dies wohl regelmäßig tun mußte, denn eine der Zaunslatten war im unteren Bereich nicht befestigt und wurde von
der Pfote des Hundes einfach beiseite geschoben.
Schon stand der Hund schwanzwedelnd vor mir und es fiel mit nichts anderes ein, als einen Stock aufzuheben und diesen zu werfen.
Der Hund hatte einen Mordsspaß an der Sache und warf mir den Stock immer wieder vor die Füße.
Da näherte sich eine ältere Frau, von der ich annahm, daß sie hier am Güstrower Inselsee und so ganz in der Nähe des Barlach- Hauses wohnte, denn Urlauber mit Schürze, das sah man hier
nicht.
Anscheinend wollte sie gleichfalls zum Einkauf.
"Hören Sie", raunte sie mir zu, " die Hündin gehört einem Jäger. Er mag es nicht, daß sie immer wieder aus dem Grundstück findet. Es ist ihm ein Rätsel, daß seine Rosi immerfort hinausschlüpft,
obwohl er doch ständig hinterher ist, lockere Zaunslatten zu befestigen. Nun, da wird er wieder nicht gut zu sprechen sein auf Rosi, es ist ein sehr barscher Mann!"
Natürlich, ich konnte den Jäger verstehen.., die Gefahr der nahen Landstraße war viel zu groß, um Rosi solche Freiheiten zu lassen.
Also klingelte ich am Tor des Grundstücks und der Eigentümer kam barsch heraus. Ohne sich zu bedanken, jagte er die Hündin unter lautem Schimpfen hinein und sperrte sie dort in einen Zwinger, wie
ich noch sehen konnte.
Nun kam der letzte Abend für uns heran, schon am nächsten Mittag mußten wir auf dem Bahnhof sein, hineinfahren in den gewohnten Alltag.
Es war schon spät, ich packte noch Kleidung der Kinder in die Reisetaschen, als mein Mann von draußen rief:
"Jetzt komm mal heraus.., wir haben einen Gast!" Einen Gast? Zu dieser Zeit? Wer sollte das sein?
Es war die Hündin Rosi und Gott weiß, wie sie erneut entweichen konnte.
Wie zum Abschied war sie gekommen und wir sollten sie nie wiedersehen.
Ich brachte sie schließlich zurück, ging am Zaun entlang, betastete jede Latte und fand jene lockere Zaunslatte, durch die Rosi geschlüpft sein mußte.
Schnell schob ich sie hindurch und war froh, daß Rosi`s Ausflug noch nicht bemerkt war.
Martina Sparfeld (Samstag, 01 Februar 2014 11:13)
Ich hätte sie auch mitgenommen ,da hätte ich vermutlich nicht lange drüber nachgedacht.Manche Leute sollten keinen Hund haben dürfen.
christine (Sonntag, 05 Januar 2014 00:08)
So schön, Marion!!
Erika Bulow-Osborne (Samstag, 04 Januar 2014 20:19)
Ein Reisebericht so recht nach dem Herzen eines spaeren Hundebesitzers. Die kleine, sehr verspielte Muensteranerin war fuer den Jaeger kein echter Hund, er kuemmerte sich bestimmt zu wenig um sie und wenn sie einen ihrer Freiheits-Ausfluege machte , kam sie als Strafe in den Zwinger. Sehr schoen endet diese Geschichte damit, dass sie unbemerkt noch ein letztesmal die Autorin besucht und diese ihr hilft, in den Garten zu schluepfen. Diesmal ohne Strafe.
sybille (Samstag, 04 Januar 2014 07:24)
traurig und rühende Geschichte, sie hätte sie höchstwahrscheinlich mit genommen