Die Bienen
Text: Marion Hartmann
29. 07. 2017
Obwohl die Bedrohung der Bienenvölker durch Pestizide und anderer Eingriffe des Menschen in die natürlichen Kreisläufe der Natur derzeit das wichtigste Thema ist, will ich mich ein wenig davon distanzieren, möchte vielmehr die Bienen in der Weltgeschichte beleuchten, ohne direkt auf spezielle Arten einzugehen und will mich auf die prähistorischen, religiösen, kulturellen und geschichtliche Spuren begeben.
Zuvor will ich das kleine Leben meiner Spinne Adele einflechten.., ich nenne sie Adele, um ihr eine Persönlichkeit zu geben.., diese nächtliche Spinnerin, die ich seit Mai intensiv beobachte und fast erschlagen bin von dieser Intelligenz. Sie spann ihr Netz jeden Abend pünktlich um 22 Uhr über meinem Balkon, um es morgens 4 Uhr wieder zu zerstören. Von Monat zu Monat rückte sie um 1 Stunde vor.., spann im Juni 23 Uhr und im Juli 0 Uhr. Sie darbte wahrhaftig, denn die kleinen Insekten, die im Lichte der Straßenlaterne flogen, schienen um das Netz zu wissen und flogen drumherum. Dann sah ich, dass die Spinne um einen halben Meter nach oben rückte, ihr Netz noch näher an die Lampe knüpfte. Und nun hat sie das Netz direkt vor die Lampe gespannt, so dass ihr Tisch nun reichlich gedeckt ist.
Aber was hat die Biene mit einer Spinne zu tun? Eigentlich nichts, aber beide haben etwas mit dem Bewusstsein des Menschen zu tun, das durch Beobachtung weit mehr erfährt als durch die heutige, forschende Wissenschaft.
Und so ging auch Christian Konrad Sprengel vor, (1750 - 1816), ein deutscher Theologe, Botaniker und Naturwissenschaftler. Ihm entsprang das bedeutende Werk: "Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen". Die Fülle dieser Erkenntnisse ist an dieser Stelle nicht wiederzugeben, ich verweise deshalb gern zu diesem Link.., die hoch interessante Erinnerung des Botanischen Gartens in Berlin an Christian Konrad Sprengel.
https://www.bgbm.org/de/content/eine-hand-waescht-die-andere-200-jahre-bluetenbiologie
Dass ausgerechnet der Dichterfürst und Naturforscher Goethe sein größter Gegner war bei der Meinung, dass ein so kleines Insekt doch gar nicht so wichtig sein kann, möchte man nicht glauben und es ist heute nicht mehr nachzuvollziehen, ob es sich wirklich so verhalten hat.
Bienen waren als Abbildung in altägyptischen Tempeln unerlässlich, galten sie doch als Krone der Schöpfung, der religiösen Vorstellung entsprechend, dass sich die Tränen des Sonnengottes Re in Bienen verwandelten, um durch ihr Werk die Erde zu befruchten.
Auf einer Rohrflöte spielend wurden die Bienen zum Ausschwärmen bewegt, denn die Bienenzucht war im alten Ägypten schon gut bekannt und lässt sich 3000 Jahre zurück verfolgen.
Der Heilige Bernhard von Clervaux, (1091 - 1153), Abt und Gründer eines Zisterzienserklosters, wurde mit einem Bienenkorb dargestellt und "honigfließender Lehrer" genannt.., Clervaux, der das einfache Leben liebte und stets predigte, dass sowohl die körperliche Arbeit, wie auch die geistige Gottesdienst sei.
Die Eigenschaften der Bienen und die Gesamtheit des Bienenschwarms galten von frühester Zeit als Vorbild für das Leben und die Gemeinschaft der Menschen.
So findet sich im Großen Buch der Bienen (2012) von Gay & Menckhoff folgender Eintrag:
"Die Biene trägt seit jeher göttliche Züge, bzw. ist Sinnbild für Götter und Herrscher, gilt aber ebenso als Abbild des idealen Untertanen, verkörpert die fleißige Hausfrau wie den verwegenen Mann, ihr Staat steht für die ideale Monarchie, wie er Gleichheit und Demokratie symbolisiert."
1923 hielt Dr, Rudolf Steiner vor den Arbeitern am Bau des Goetheanums in Dornach/ Schweiz 8 Vorträge über das Wesen der Bienen aus der Vorsehung heraus, dass der immer weiter fortschreitende Materialismus in der Welt keinen Platz mehr bieten wird für eine Förderung der Bewusstseins- Seele des Menschen, ..Materialismus, der unweigerlich im kapitalistischen Weltsystem enden wird und alle Schöpfung geweiht sein wird dem reinen Zweck, der sich vereint mit dem Tanz um das goldene Kalb.
Erwähnt sei an dieser Stelle, dass der Geistesforscher und Gründer der Anthroposophie ein reines Opferleben führte aus dem Pflichtbewusstsein heraus der Welt gegenüber und auch mehrfach wegen Überarbeitung.., Arbeit über seine eigenen Kräfte hinaus, zusammen brach.
Seine Schriften über die Welt der Bienen sehe ich als ein Kulturerbe.
Möge sich Dieser oder Jener einfinden in sein Werk: "Die Welt der Bienen!"
https://www.weltbild.de/artikel/buch/die-welt-der-bienen_16398314-1
Im Dank an Erika Bulow- Osborne für ihre künstlerischen Beigaben der ach so wichtigen Blütenpflanzen für Bienen, schließe ich mit einem Gedicht von Hilde Domin (aus: " Nur eine Rose als Stütze", 1997. Fischer Tb)
"Im Regen geschrieben"
Wer wie die Biene wäre, die die Sonne auch durch den Wolkenhimmel fühlt,
die den Weg zur Blüte findet und nie die Richtung verliert,
dem lägen die Felder im ewigen Glanz,
wie kurz er auch lebte, er würde selten weinen.
Möge dieser Superorganismus Mensch, gemeinsam an der Zerstörung Mutter Erde arbeitend, endlich umdenken, bevor eines der wichtigsten Lebewesen - die Biene - von der Weltbühne verschwindet.