Das kleine und das große Glück
Text: Marion Hartmann
12.01.2019
Das kleine und das große Glück
Schon immer wandelten diese beiden Glücksboten als Geistwesen auf dieser Erde und suchten sich ihre Menschen und nie gingen sie getrennt voneinander, wie man vielleicht glauben möchte..., das große Glück, so groß wie der höchste Berg und das kleine Glück, so klein wie ein Singvogel. Ihre Schwierigkeiten zu den Menschen zu kommen lag darin, dass das große Glück kaum jemand tragen konnte und das kleine Glück kaum gesehen wurde. Keiner von den Beiden aber wollte mit Geld in Zusammenhang gebracht werden, denn sie waren weder käuflich, noch ließen sie sich auf Geldscheffelei ein, denn dafür war das falsche Glück gut zu gebrauchen, das wie ein schwarzer Schatten über der Erde lag und Mensch und Natur ins Unglück stürzte, wenn man sich seiner bemächtigte.
Immer ging das kleine Glück vor seinem riesigen Gefährten als Zeichen, dass es zuerst gesehen werden wollte, denn nur darauf kam es an. Wenn ein Mensch nach dem großen Glück fassen würde und das kleine Glück beiseite schieben, könnte man das auch nicht ändern, aber es war nicht gut, denn das kleine Glück zu begreifen, ist wichtig für die Welt und vor allem ein Fundament, auf dem das große Glück stehen kann, ohne einzubrechen.
Wo immer die beiden Glücksboten erschienen, war auch das Weltgewissen dabei. Irgendwann in der Geschichte der Menschheit befand es sich drinnen im Menschen, aber seit sie es nach draußen abgegeben haben mit dem Einzug des Egoismus, muss es erst von draußen wieder nach innen kommen, was natürlich nicht ganz leicht war. Aber ohne das Weltgewissen war mit den beiden Glücksboten nichts zu machen.
Und so zogen die Drei wieder einmal durch die Lande, um Menschen zu finden und deren Seelen zu füllen. Und meist waren es die diejenigen, denen ein langes Unglück vorausging. Das geschah oft, wenn sie irgendwann nach dem kleinen Glück gegriffen hatten und verdeutlichte sich im Lebensverlust, jedenfalls in der heutigen materiellen Welt, in der das falsche Glück die Oberhand hatte, dasjenige, was die Menschen als Glück empfanden, wie jene Dame, auf die sie trafen, welche ganz ohne Sorgen mit klingender Münze lebte, ohne aber auch nur ein Auge für einen kleinen Vogel zu haben, welcher sich redlich bemühte, einen Platz in ihrem Herzen zu bekommen. Auch Kinder liebte sie nicht, weil sie zu laut waren und stets irgendetwas wissen wollten. Als dann noch ein großer, starker Baum vor ihrem Fenster gefällt wurde, zog sie die Rolladen herunter.
Trotz allem aber war es für das große Glück leichter als früher, an Menschen zu geraten, deren Herz groß geworden war, dort, wo schon das Weltgewissen kräftig im Herz schlug und das kleine Glück sich längst breit gemacht hatte. Dort konnte es mit seinem riesigen Gewicht stehen, ohne zu wanken oder gar einzubrechen.
Dieses große Glück schaffte unendliche Möglichkeiten. im Sinne des Weltgewissens zu wirken.
Eigentlich ist es die große Freiheit für den Menschen, aber es ist die Freiheit, fortan als Diener der Natur und allem Schönen und Guten zu wirken.Man konnte nun darauf bauen, dass das große Glück nun vor diesem Menschen ging, der sich mit dem kleinen Glück und dem Weltgewissen genug geplagt hatte, bauen darauf, dass dieser große Berg von Glück alles an Unglück beiseite schob, was sich fortan im Dienste des falschen Glücks in den Weg stellte und dass es alle Wege ebnete.
Erika (Mittwoch, 23 Januar 2019 17:21)
Marions 'Kleines Glueck' als Fundament fuer das 'Grosse Glueck' sehe ich als Beduerfnis, sich einen kleinen Wunsch zu erfuellen. Mir bedeutet 'Kleines Glueck' immer, in der Natur zu sein. Sie gibt Freude gleichbleibend, nie versagend. Ungezaehlte Male kann man Aehnliches erleben und immer wieder scheint es frisch und einmalig zu sein.
'Kleines Glueck' bedeutet mir aber auch eine Mischung aus Freude und Schmerz, wenn ich Fuechse bei uns im Garten erlebe und Jungfuechse ,die uns voller Vertrauen besuchen und keinerlei Scheu zeigen. Ich weiss , hier sind sie sicher, aber als Erwachsene brauchen sie eigene Reviere und man ahnt nicht, ob ihnen ein normales Fuchsleben gestattet wird, weil so viele Menschen immer noch glauben, die Natur beherrschen zu muessen durch Toeten.
Wenn jemand sich wohlfuehlt, wird er gluecklich sein. Etwas haben wir einigen Tieren voraus, dass Bedenken von Vergangenem und ein Vorausdenken-Koennen auf zukuenftige Dinge.
Es wird wohl immer so bleiben, dass Glueck nie ohne Schmerz sein wird. Es haengt bestimmt nicht mit Nationalitaet zusammen,eher mit einer starken Persoenlichkeit.
Eva Schmelzer (Dienstag, 15 Januar 2019 15:26)
Kaum eine Redewendung wird öfter benutzt als "Viel Glück" oder "Werde glücklich" etc. Und niemand (zumindest ich nicht) macht sich weitere Gedanken über den tieferen Sinn dieses "Glücks", über seine Facetten von klein über falsch bis groß und auch nicht über die Zusammenhänge, sein Wachsen und Werden, so wie Marion es hier dargelegt hat. Für mich ist diese Darlegung viel mehr als eine schöne Geschichte, es ist eine Erkenntnis, die einem helfen kann zu leben, wenn man sie richtig versteht. Danke, Marion, für das Glück, sie gelesen haben zu können.