Das Abenteuer geht weiter
Text und Fotos: Gudrun Kaspareit
September 2023
Mir ist das Herz gebrochen.
Wer meine Reise mitverfolgt hat, der weiß, dass ich über Alexandropolis (Ostgriechenland) und Chanakkale ( Dardanellen, Ostthrakien) in die Türkei eingereist bin. Der weiß auch, dass ich eine besondere Beziehung zu Volos und dem Pilio habe. Wer mag, kann sich auch nochmal meine wunderschönen Fotos aus der Gegend anschauen. Aus den Nachrichten habe ich erfahren, dass es in der Gegend von Alexandropolis und Chanakkale heftige Brände gab. Als wäre das nicht schlimm genug, ist ein paar Tage später die Sintflut ausgebrochen. Volos wurde komplett überschwemmt, ebenso wie der Pilio und in der Ebene von Thrakien ist ein neuer See entstanden, leider mit vielen Dörfern in seiner Mitte. Ertrunkene Menschen, ertrunkenes Vieh, zerstörte Häuser, zerstörte Existenzen. Das alles ist schwer zu ertragen.
Die Afrikanische Weichschildkröte
Ich hatte schon viel über diese Schildkrötenart gehört, nun habe ich sie tatsächlich selbst entdeckt und zwar in einem verträumten Flusslauf in der Türkei, wo auf Warntafeln zur Vorsicht vor diesen Tieren hingewiesen wird, aber auch darüber aufgeklärt wird, dass diese Art streng geschützt ist. Die Schildkrötenschützer hatten mich gewarnt vor dieser dunklen Schildkröte, die ebenfalls ziemlich groß wird (Panzerlänge 80 - 100 cm.). Anders als die Carettschildkröte ist die Weichschildkröte ziemlich bissig und kann aggressiv werden. Außerdem hat sie an den Vorderbeinen je drei lange und scharfe Krallen. Diese Schildkröten fressen überwiegend Fleisch, Fisch und Aas. Sie leben im Süßwasser, aber auch in Brackwasser und sogar im offenen Meer. Mündungsnahe Unterläufe der Flüsse und ihre Mündungsgebiete (Ästuare) werden besiedelt, außerdem Kanäle, Seen und Lagunen. Für die Eiablage werden sandige Uferbereiche benötigt. Ihr Verbreitungsgebiet liegt im östlichen Mittelmeerraum und in Afrika, weshalb sie auch Nilweichschildkröte genannt wird. In Afrika kommt sie noch recht häufig vor, aber in der Türkei ist ihr Bestand stark gefährdet. Die wenigen noch nachweisbaren mediterranen Vorkommen sind hochgradig gefährdete Reliktpopulationen, die durch Gewässerverschmutzung, Bootsverkehr, Fischerei, Jagd, Lebensraumverlust und Tourismus bedroht sind.
Umso stolzer bin ich, dass ich vier Exemplare entdeckt habe und beobachten konnte. Sie befanden sich in einem Flussarm, der nicht befahren wird und von vielen Pflanzen bewachsen ist.
Unter diesem Link gibt es weitere spannende Infos
Die Wasserhyazinthen beginnen zu blühen
Was mir auffiel
Die Türken lieben die Natur sehr und ganz besonders das Wasser. Als Schulferien waren, wurden die Strände von Türken genau so stark bevölkert, wie die Strände z.B. in Timmendorfer Strand in Deutschland an der Ostsee, von deutschen Urlaubern. Und da fiel mir auf, dass die kleinen Kinder allesamt keine Angst vor dem Wasser haben, obwohl sie eher schlechte Schwimmer sind. Aber mit Poolnudeln oder Schwimmringen und unter den aufmerksamen Augen der Familie haben sie sich trotzdem ganz entspannt auch ins tiefe Wasser getraut. Das liegt vermutlich daran, dass die Kinder schon im Säuglingsalter ans Wasser gewöhnt werden. Schon die kleinsten Babys werden auf dem Arm ihrer Eltern ins Wasser mitgenommen. Oder die Oma sitzt im Spülsaum in der Brandung mit dem Baby oder Kleinkind auf dem Schoss und lässt sich von den Wellen schaukeln. Die Babys scheinen das zu genießen, sie weinen nicht mal, wenn sie eine Welle ins Gesicht bekommen. Ich fand das allerliebst und habe all die Kinder zu gerne bei ihrem Badespaß beobachtet.
Erst gestern ist ein Kleinkind, noch mit Windeln, auf unsicheren Beinchen ins Wasser gerannt und prompt gestürzt. Es wurde im selben Augenblick von einer Welle überspült. Alle Erwachsenen in Reichweite stürmten ins Wasser und fischten das Baby wieder heraus. Aber das Kleine quietschte vor Vergnügen, strampelte mit den Beinen und wollte unbedingt ins Wasser zurück.
Die Reiher
Inzwischen sind die Störche wieder nach Afrika geflogen, nachdem sie erfolgreich ihre Jungen großgezogen haben. So muss ich mich auf andere Motive konzentrieren und das waren in meinem Fall die Reiher. Hier gibt es viele feuchte Wiesen, Flussläufe und Kanäle, ideale Lebensräume für Wasservögel aller Art. Hier gibt es jede Menge Reiher: Graureiher, Silberreiher, Kuhreiher, Braunreiher, Buntreiher, Dommeln, dazu Kiebitze, Lerchen und diverse Limikolen. Leider haben die Reiher eine hohe Fluchtdistanz und nachdem ich an einigen Stellen Patronenhülsen gefunden habe, wusste ich auch warum. Deshalb sind meine Bilder nicht von höchster Qualität, da ich trotz Zoom nicht nah genug heran kam. Ebenfalls sah ich einige Sumpfschildkröten, die streckten aber immer nur kurz ihre Nasen aus dem Wasser und tauchten sofort wieder ab.
Silberreiher
Sandregenpfeifer
Die Sandlilien
Nun ist die Zeit der Sandlilien gekommen. Die zarten Gebilde blühen überall dort am Strand, wo nicht zu viele Menschen herumlaufen.
Bei glühender Hitze und in heißem Sand , obwohl es seit Monaten nicht geregnet hat. Wie machen sie das? Ihre Zwiebeln stecken besonders tief im Sand, gut geschützt, haben sie Regen und Feuchtigkeit aus den Wintermonaten gespeichert. Daraus speisen sich die Blumen jetzt, blühen, lassen Samen reifen und verschwinden wieder, bis zum nächsten Sommer.
Ein idyllischer Tag am Flüsschen
Die Frösche quaken, ein Eisvogel fliegt vorbei, die Nilweichschildkröten tummeln sich und eine Sumpfschildkröte sitzt in der Sonne.
Am gesamten Flusslauf entlang kann man jede Menge Wasservögel beobachten.
Hier mündet der Fluss ins Meer
Dort saß ich und beobachtete das Treiben. Erst schaute eine junge Karettschildkröte vorbei, dann noch eine. Dann kam eine ältere und dann lugte auch noch eine Weichschildkröte aus dem Wasser.
Strandspaziergang mit Limikolen
Auch ein Silberreiher hat das Strandleben genossen
Haubenlerchen sind in der Türkei noch häufig
Eine Fahr auf dem Fluss, morgens um 7 Uhr
Ich habe mir ein Boot, samt Bootsführer gechartert und bin diesmal den Dalyan hinauf gefahren bis zum See Köyceğiz. Selten habe ich etwas Schöneres gesehen. Um diese Zeit waren wir die Einzigen auf dem Wasser. Kurz nach sieben Uhr ging die Sonne auf.
Was für eine traumhafte Morgenstimmung. Was für eine traumhafte Flusslandschaft. Ein junger Kormoran schaute noch etwas verschlafen. Wir fuhren an dem Nest eines Webervogels vorbei, dass ca. 50 cm. über dem Wasser hing. Eisvögel lauerte auf kleine Fische.
Wir kamen an jungen Flussseeschwalben vorbei
An einer versteckten Stelle im Schilf, schalten wir den Motor aus. Es ist ganz still, das Wasser ruhig wie ein Spiegel. Wir frühstücken mit Tee und selbst gebackenen Zimtschnecken.
Dann geht es weiter in den großen See Köyceğiz. In die Welt der Kormorane.
Ich möchte mal festhalten, dass sowohl der Fluss, als auch der See unfassbar fischreich sind, trotz der wirklich großen Zahl an Kormoranen. Zudem hat das Wasser Trinkwasserqualität und ist sehr klar. Da sowohl der See als auch der Dalyan unter Schutz stehen, kann sich dort das Leben ungestört ausbreiten. Ungezählte Reiherarten, Kormorane, Möwen und Seeschwalben, dazu hunderte von Eisvögeln, alles Fischfresser, jagen dort. Der Kormoran hat das natürliche Gleichgewicht nicht aus dem Takt gebracht, das schafft nur der Mensch. Das mal an alle Kormoran Hasser, die Kormorane sind nicht das Problem.
Lachmöwen haben sich unter die Kormorane gemischt.
Auch Sumpfschildkröten beim Sonnenbaden haben wir entdeckt
Wir legten noch zwei Stopps ein. Einmal um zu baden, das war herrlich, in diesem kühlen, klaren Wasser. Das Wasser war wie Seide auf der Haut. Das zweite Mal legten wir an der heißen Quelle Sultaniye an. Die Quelle ist im Sommer wie im Winter 37° warm und schwefel. - u. mineralhaltig. Das Wasser wird in Marmorbecken aufgefangen, dort kann man dann kuren. Die Menschen schwören auf ihre Heilwirkung.
Danach ging unsere Fahrt weiter. Wir glitten ganz langsam am Schilfgürtel entlang, um Eisvögel zu beobachten, was uns gut gelang.
Bevor die Fahrt zu Ende war, besuchten wir noch eine weitere heiße Quelle, die aus den Felsen sprudelte und etwas versteckt, ganz sich selbst überlassen wurde. Ein Geheimtipp. Dort könne man sich des Nachts wunderbar hinein legen und in die Sterne schauen, verriet unser Kapitän mit romantisch verklärtem Blick.
Ein schöner Ausflug
Einen schönen Ausflug machte ich,
erst auf den Markt nach Köyceğiz, wo ich Kräuter, Tees und Seifen kaufte. Dann ging es weiter um den See Köyceğiz herum und zur Sultaniye Quelle. Sie war schon in der Antike eine berühmte Heilquelle gegen Rheuma, Muskel und Gelenkschmerzen, sowie Hautproblemen. Es sind vier Marmorbecken gemauert worden, in denen das Quellwasser aufgefangen wird. Es ist 40 Grad warm, schwefel.-und mineralhaltig und enthält zusätzlich noch leicht radioaktives Radon. Nach dem Kuren kann man im Seewasser schwimmen und sich abkühlen.
Jetzt dominiert wieder die Farbe gelb die Straßenränder, Wiesen und Brachflächen, obwohl es seit 6 Monaten nicht mehr geregnet hat. Die Bienen können ihr Glück kaum fassen
Die heiße Schwefelquelle in Dalaman bei Nacht. Das Bad Ist jeden Tag bis Mitternacht geöffnet
Die Granatäpfel sind reif und die Ernte ist in vollem Gange. Ich freue mich schon auf den frischen Granatapfelsaft, der nun wieder überall angeboten wird
Jeden Abend Abendrot, jeden Abend anders, aber immer atemberaubend.
Hier Dalaman
und am Dalyan
Sonnenuntergang am Istuzu
Ein letzter Blick auf den Istuzu