Die Blauracke
Text und Scherenschnitte: Erika Bulow-Osborne
16.10. 2016
Die Blauracke ist leider als brütender Vogel in Deutschland fast ausgestorben , aber in der "Lausitzer Rundschau" vom 18. Juni 2016 wurde von Ornithologen bestätigt, dass eine Blauracke in Lübbau gebrütet hat. Der NABU hofft auf ein erneutes Erscheinen der Blauracke im Spreewald. Die UNO Dekade läuft noch bis 2020. Wenn eine genaue Biotop-Kartierung erfolgte und Experten eine Wiedereinführung der Blauracken unterstützten, wäre eine Chance gegeben. Keinerlei Insektengifte sind die Voraussetzung, denn Großinsekten bilden die Hauptnahrung der Blauracken. Als Weitstreckenflieger im Spätsommer und Herbst beim Vogelzug ins östliche und südliche Afrika sterben viele Blauracken durch Abschuss.
Blauracken sind sehr auffällige Vögel mit einer wunderbarer Farbpalette aus Azurblau und Braun.Nur während der Balz und Brutzeit werden sie aufgeregt und kommen aus ihrer normalen Ruhestellung heraus. Sie jagen Insekten gern am frühen Morgen und späten Nachmittag. Sie brauchen einen Ansitz. Sobald sie Beute erspähen, gleiten sie hinab mit halb angelegten Flügeln, um Heuschrecke, Libelle, Grille,Schmetterling oder Raupe zu fangen. Sie kehren zu ihrem Ansitz zurück, schlagen die Beute gegen etwas Hartes, oder werfen sie in die Luft, bevor sie diese ganz verschlingen.
Eine geeignete Höhle für das Brüten zu finden, ist eine der großen Schwierigkeiten. Es müssen leer stehende Spechthöhlen, oder von Menschen angebrachte, größere Nistkästen sein, aber ohne Nistmaterial, denn Vorhandenes wird entfernt. Solche Nisthöhlen sind 50-60cm lang.
Dr. Uwe Westphal erlebte auf einer Reise in die berühmte Extremadura auf einer Strecke von 2 km an jedem Mast der Stromleitung einen bewohnten Blauracken-Nistkasten. Wenn keine Bäume vorhanden sind, graben sie eine Sand,- Lehm-,oder Lössabbruchhöhle.
Männchen und Weibchen sind fast gleich in der Färbung. Der Kopf ist groß, der Hals kurz, ihr Schnabel ist sehr kräftig und zu einem kleinen Haken geformt. Kopf, Hals und Unterseite sind türkis, die Stirn und das Kinn weißlich grau und hinter den Augen eine kleine schwarze unbefiederte Stelle. Der obere Rücken und die Schultern sind rötlich zimtfarben , der untere Rücken leuchtet violettblau. Die Oberschwanzdecke erstrahlt ultramarinblau und die mittleren Steuerfedern erscheinen dunkel gerändert. Die kurzen Füße sind ockergelb und der Schnabel ist schwarzbraun.
Die Balz ist sehr geräuschvoll. Paare finden sich entweder in den Überwinterungsgebieten, oder daheim. Beliebt sind insektenreiche Heidelandschaften, ein Randgebiet alter Eichen- und Kiefernwälder, Wiesen, Weiden und manchmal auch eine Streuobstwiese mit Wassernähe. Dort nisten sie auch in Obstbäumen, möglichst 8 Meter hoch. Ein Paar bleibt für eine Brutzeit zusammen, es kommt aber oft zu wiederholten Bruten,weil sie gern zu ihrem Brutgebiet zurück kehren.
Die Balz besteht aus langen, sich oft wiederholenden Verbeugungen und speziellen Rufen, Beute wird übergeben und Verfolgungsflüge simuliert. Das Männchen zeigt seine akrobatischen Flüge, er dreht sich, rollt um sich selbst herum in tollkühnen Sturzpflügen.
Vier bis sechs weiße Eier werden gelegt, in einem Abstand von 40 Stunden und von den Eltern bebrütet. Die Jungvögel sind blind und nackt. Nach 28 Tagen werden sie vom Weibchen gehudert, und der Vater versorgt die kleine Familie. Die Küken gehen durch eine sehr lange Mauser.
Der Ruf der Blauracke ist krächzend, wie ihr Name, laut schwätzendes Rack Raerraerkraah. sie schlagen gern mit dem Schnabel gegen einen schwingenden Ast.
Vorkommen waren in der Niederlausitz und in Baden-Würtemberg. Heute gibt es sie in Straden in Südost-Steiermark. Sie sind stabil in Nordost Polen und dem Baltikum, ferner in Ungarn und sehr erfolgreich in Estland und Spanien. In Frankreich gab es erneute Verbreiterungs-Erfolge.
Um die Blauracke nach Deutschland zurückzuholen müsste man Randzonen haben ohne jede Düngung, Totholz liegen lassen und nur moderne propellerlose Windanlagen zulassen. Gestaffelte Mähzeiten wären nötig und Monokulturen müssten verschwinden.
Marion Hartmann (Samstag, 05 November 2016 00:57)
Mir war diese Vogelart auch weitgehends unbekannt, die, wie ich durch Erikas Bericht erfahre, leider auch, wie so viele Tier- und Pflanzenarten, in ihrem Bestand gefährdet ist.
Leider werden die Blauracken beispielsweise in Oman in großer Zahl für den Verzehr und teils aus purer Schießwut abgeschossen, wie ich durch Recherchen erfuhr.
Dank an Erika für diesen wunderbaren, wie eindringlichen Bericht und die Zugabe von Schnitten dieser zauberhaften Vögel.
Eva Schmelzer (Donnerstag, 03 November 2016 13:47)
Durch Erika habe ich schon viele Tiere kennen gelernt, die mir bislang unbekannt waren. So wie die Blauracke, die leider so gefährdet ist, und die im schlimmsten Fall verschwunden wäre, bevor ich jemals von ihr gehört hätte. Aber es gibt ja noch Hoffnung für diesen Vogel dank des gestiegenen Umweltbewusstseins in zumindest einigen Kreisen und immer mehr Organisationen, die sich einsetzen und hoffentlich ein Gehör finden in der Kommunal- und Bundespolitik. Wenn nur der Einsatz von Insektiziden/Pestiziden nicht wäre, der wohl nicht so leicht zumindest wenigstens eingeschränkt wird. Leider steht immer noch die Gewinnmaximierung und nicht der Schutz unserer Mitwelt im Vordergrund.
Danke, liebe Erika, für diese detaillierte, liebevolle Beschreibung und die lebhaften Scherenschnitte dazu.