Die Bartmeise
Text und Scherenschnitt von Erika Bulow-Osborne
25.07.2017
Bartmeisen sind eine Gruppe für sich.
Trotz des gebräuchlichen Namens sollte man, dem englischen Sprachgebrauch entsprechend, vom Bearded Reedling= von einem Bart tragenden Schilf-Röhrling sprechen, denn die Bartmeise, die nicht zur Meisenfamilie zählt, lebt und brütet in Röhrichten. Sie haben einen langen Schwanz, die Männchen sind gelblichbraun, tragen einen schwarzen Bart und werden 15,5cm lang, mit hellblaugrünem Kopf, schwarzen Unterschwanzfedern und einer weißen Kehle.
Weibchen sind natuerlich weniger farbig aus Schutzgründen. Sie haben einen beige-blauen Kopf, keinerlei Markierung, nur eine angedeutete weisse Kehle und beige-farbene Unterschwanzfedern. Die Jungen sind sehr ähnlich, nur mit einer schwarzen Mitte und etwas Schwarz an den unteren Schwanzfedern.
Voller Freude hörte ich aus dem Spreewald, dass dort Bartmeisen brüten, weil genügend Alt-Schilf und Röhrichte vorhanden sind. Ich sah Aufnahmen von Schilfrändern und Frau Doreen Haase-Quente bestätigte die guteNachricht. In Nordsee- und Ostsee mit Verlandungsgebieten, Altschilf Beständen und neuem Schilf fühlen sich die Bartmeisen zu Hause.In Österreich, brüten sie besonders am Neusiedlersee. Das alte Schilf muss dann am Boden liegen, oder dicht am Wasser. Nährstoffreiche Binnengewässer sind ideal.
Spanien und das westliche Frankreich, haben Bartmeisen, der Osten und Süden Englands etwa 500 Brutpaare. Das ganze Jahr über bleiben die ständig umherschweifenden Bartmeisen.
Die Nachrichten über Brutpaare verringern sich sehr, wenn kalte Winter kommen, denn die Jungen sind empfindlich, sie streifen umher in den Schilffeldern und suchen nach etwas Nahrung. Dabei kann es schnell zum totalen Einbruch ihrer Zahlen führen, aber es ist kein totaler Verlust: verlassene Gebiete werden von anderen Bartmeisen übernommen.
Zwei Bruten sind ganz normal. Die Männchen zeigen voller Stolz ihre wundervollen Federn und, früh im März wird ein guter Nistplatz gesucht. Das Nest unten im Röhricht,dicht beim Wasser,etwas höher gelegen als der Wasserspiegel in einer Mulde oder besser noch mit umgeknicktem Schilf, sodass keine Sichtmöglichkeit besteht. Innen ist das Nest mit Schilfrispen oder einigen Federn ausgelegt. Bartmeisen brüten gern in Kolonien, sie sind sehr gesellige Vögel. Vier bis sechs schneeweiße Eier werden gelegt und wenn das 5. Ei gelegt ist, beginnen Weibchen und Männchen abwechselnd zu brüten. Bei der zweiten Brut kommt es sogar zu extra Helfern, wenn diese keinen Partner fanden, oder als Jungvögel aus der ersten Brut stammen. Schon nach wenigen Wochen finden sich Jungvögel zu Paaren und bleiben monogam.
Mein Scherenschnitt zeigt ihre total auf Schilf, Binsen, Röhrichte eingestellte Lebensweise. Ganze Truppen fliegen ständig ins Schilf, verweilen kurz, steigen auf und fallen anderswo geräuschvoll wieder ein:dschae dae'. Sie suchen knabbernd im Schilf nach Insekten,roten Blattläusen, Larven, Spinnentieren und fressen die Sämereien.
Schottland hat größere Vorkommen von Bartmeisen in Wexford, River Tay und Kinross, mit mehr als 250 Paaren. Gut fand ich, das Bill Oddie darauf hinwies, daß Bartmeisen gelegentlich Grittiges zur Verdauung ihrer so oft wechselnden Nahrung brauchen.
Mich faszinierte, als ich diesen Artikel zusammenstellte, ein langer Bericht über menschliche Aufzucht von Bartmeisen. In großer, oben geöffneter, nur mit Drahtgeflecht versehener Außenvoliere und anderen Vögeln zusammen.
In der Voliere werden Kiefernzweige angebracht mit Nisthilfen (Saebelschen Nistklotzen, Kaisernestern, Kanariennistkästen) in verschiedener Höhe. Schilf und Altschilf wird büschelweise hineingegeben, so daß Schilfbueschel den Bartmeisen Kleintiere und Samen des Rohtkolbens bieten. Man sorgt für eine ansteigende Frühlingslichtdauer von 15 Stunden, damit bald Brutstimmung entsteht.
Das Männchen füttert sein Weibchen aus seinem Kropf. Sie duckt sich dafür hin, flattert mit den Flügeln und sperrt den Schnabel weit auf. Dann bringt er ihr Halme und Zweige als kleine Geschenke. Sie holen Nistmaterial und früh am Morgen ist Begattung. Das Nest wird von beiden kommenden Eltern gebaut.Das beiderseitige Brüten dauert 12 Tage . Sie füttern die dunklen Küken mit Fruchtfliegen, Pinkies, Getreideschimmel-Käfern, aber noch keine Mehlwürmer. Wichtig sind kleine Mengen Nahrung, denn wenn die Jungen zu satt sind und ihren Schnabel nicht sperren, denken die Eltern, sie sind tot und werfen sie aus dem Nest. Auch für die Eltern ist eine zu reichhaltige Eiweißnahrung allzu brutfördernd, sie würden ihre Jungen verlassen.
Nach einigen Tagen öffnen sich die Augen man hört bettelnde Laute. Für die Beringung müssen die Ringe geschwärzt werden, sonst sehen es die Eltern als unnützen Kot an.
Nach etwa 2 Wochen gibt es keine Fütterung mehr. Die Jungen müssen dann aus der Voliere genommen werden, um Platz für die neue Brut zu schaffen.
Eine Weichfutternahrung wird jeden Tag wird frisch erstellt:
Geriebener Hirtenkäse, geriebener Apfel, Karotte, Magerquark und Beeren.
Nach einigen Tagen öffnen sich die Augen man hört bettelnde Laute. Für die Beringung müßen die Ringe geschwärzt werden, sonst sehen es die Eltern als unnützen Kot an.
Nach etwa 2 Wochen gibt es keine Fütterung mehr. Die Jungen müssen dann aus der Voliere genommen werden, um Platz für die neue Brut zu schaffen.
Eine Weichfutternahrung wird jeden Tag wird frisch erstellt:
Geriebener Hirtenkaese, geriebener Apfel, Karotte, Magerquark und Beeren.
http://www.vogelzucht-koempf.de/sites/bartmeise.htm
Eva Schmelzer (Donnerstag, 03 August 2017 15:35)
Was für ein schöner Beitrag mit so vielen erstaunlichen Informationen! Ich glaube, diese Meisenart ist den meisten doch eher fremd, höchstens, dass man sie vom Namen nach kennt. Faszinierend ist tatsächlich, dass die Aufzucht in Volieren unter menschlicher Obhut gelingen kann. Alles in allem ein wunderbarer Artikel, der so reich an erstaunlichen und liebenswerten kleinen Details ist. Sehr schön auch der Schnitt dazu, der diese Vögel in ihrer typischen Umwelt zeigt.
Marion Hartmann (Donnerstag, 03 August 2017 13:51)
Vorliegende Arbeit von Erika über Bartmeisen möchte ich sinnvoll ergänzen mit dem Hinweis auf ein PDF zu finden bei Google unter "Vögel in der griechischen Antike" von Clemens Lunczer.., eine Untersuchung über Kenntnisse und Wahrnehmung der antiken Vogelwelt unter Beteiligung sehr vieler Professoren, die in Beziehung setzt die heutige Zeit unter dem Klimawandel bei besonderer Betrachtung der Vogelwelt und dem Blick auf möglichst weite Zeiträume. Eine wahre Fundgrube. Mein Dank an Erika für ihren sehr interessanten Bericht und ihren wunderschönen Schnitt!