Die Araucarie
Text und Scherenschnitte: Erika Bulow-Osborne
06.12.2020
Ein Ueberlebensfossil nach den Hurrikan 1987 im Christchurch Park.
Araucaria araucana, Chilean Pinetree, Schuppentanne, Chilenische Araukarie.
Dieser imposante Baum könnte in Chile 900-1000m hoch wachsen, er ist das Nationale Symbol für Chile. 1795 wurde der Baum entdeckt.
1810 gelang es dem Arzt und Botaniker, Archibald Menzies, welcher an Bord des Schiffes HMS Discovery unter Kapitain George Vancouver an einer viereinhalb Jahre dauernden Expedition teilnahm,
unbekannte Samen versteckt mit nach England zu nehmen. Die Aufgabe des Schiffes war, eine günstige Route entlang der Pazifik-Küste zu erkunden und festzustellen, welche Flüsse schiffbar wären.
Auf der Rückfahrt blieben sie in Chile im Hafen von Valparaiso, damit notwendige Reparaturen durchgeführt werden konnten. Sie brauchten mehr als fünf Wochen Aufenthalt dafür.
In dieser Zeit der Ruhe wurden der Kapitän George Vancouver und der Botaniker Archibald Menzies vom Chilenischen Vizekoenig zum feierlichen Abendessen eingeladen. Als Dessert erhielten sie
unbekannte Nüsse. Der Botaniker tat nur, als ob er sie aß und versteckte sie heimlich, um die Nüsse später auf der Rückreise des Schiffes einpflanzen zu koennen. Es gelang ihm, fünf Sprösslinge
zu ziehen, denn er wollte sie gleich nach der Ankunft Sir Joseph Banks überreichen, der als Gartenberater King George III. in Kew Gardens beriet. Ich ahne nun, nachdem ich mir hautnah die Borke
eine Araukaria araucana im Christchurch Park ansah,wie es zu dem sonderbaren englischen Namen 'Monkey Puzzletree' kam.Wenn man sich eine Araukarie anschaut, ist es ein sonderbar abstossend
wirkender Baum, voller Stacheln, eine Schuppentanne.
England hatte damals einen besonders an Neuem interessierten Gärtner, James Veitch in Exeter. Er bat William Lobb, ihm jede Menge von Samen dieses neuen Araucaria araucana Baumes zu sammeln. So
kam es, dass Schösslinge heranwuchsen und bereits 1884 gab es Jungbäume in Veitchs Gärtnerei.
Bei jungen Araukarien Bäumen, von denen wir im Christchurch Park in Ipswich sechs verschieden-altrige haben, reichen die Äste bis zum Boden, es sind dann dichte Büsche, mit wagerechten Zweigen
und spiralige sitzenden Blättern. Jeweils am Ende sitzen die Zapfen, jeder hat etwa 200 Samen, jeder Same ist 3-4cm lang und reich an Kohlehydraten und Proteinen. Das hätte für Menzies damals das
Desert sein sollen, aber als Botaniker wollte er etwas Anderes erreichen und schaffte es, uns zum Nutzen, in den Parks in Europa und in England.
Eine Rückblende:
Leider gingen von sieben alten Araucaria araucana Bäumen sechs in einem verheerenden Orkan 1987 in Ipswich verloren. Nur eine alte Araucaria araucana steht nach wie vor, etwas abseits und besser
behütet durch Büsche und Bäume im Christchurch Park in Ipswich. Als alter Baum hat sie ihre unteren Zweige immer bewusst abgestossen, sodass die kleine, gebliebene Krone wie verloren oben an der
Spitze sitzt.
Aus Deutschland erhielt ich ”Besondere Bäume und ihre Kräfte”, herausgegeben von Christina Harrison und Tony Kirkham im Prestel Verlag. Meine eigenen intensiven Besuche für etliche gewünschte
Scherenschnitte brachten mich in längeren Kontakt mit den jungen Bäumen und mit der einen alten, überlebenden Araucaria araucana, wie ein Relikt aus dem verheerenden Hurrican, mit bis dahin nie
gekannter Stärke und Zerstörung,1987.
Sie allein überlebte. Auch gab es einen traurigen Bericht von David Miller über die erscheckenden Verluste so vieler alter Araukarien und anderer wertvoller Bäume. David Miller erlebte es
hautnah, weil seine Familie in dem Haus im Arboretum lebte.
In seinem umfangreichen Buch “Ipswich Arboretum A History and Celebration” über den Christchurch Park ist ein Augenzeugenbericht von ihm über seinen Vater, den nie vergessenen Head Gardener,Tony
Miller. Es muss die ganze Familie tiefst getroffen haben, sechs alte Araukarien zu verlieren. Unter dem Titel “The Great Storm” mit einer Photographie wurde berichtet, welche weiteren Verluste
entstanden.
Um so erfreulicher rückblickend ist es, dass die Zerstörungen des Sturmes durch etliche Spenden und neue Pflanzungen inzwischen ein so positives Vermächtnis von David Miller als 'Chairman of “The
Friends of Christchurch Park' darstellen. Die alte weibliche Araukaria araucana war 1966 15,2m hoch, 50 feet tall, ihr Umfang betrug 208 cm, 7 feet und ihr Durchmesser erreichte 66 cm, 26 inches.
Durch den schlechten Boden ist jeder Wuchs äusserst langsam.
Mein Mann und ich besuchten Christchurch Park am 2. November, um alle sechs jüngeren Araucaria araucana Bäume in Photos, sowie die alte, überlebende Chilenische Araukarie festzuhalten. Es war
sehr erfreulich zu sehen, dass oben in der Krone etliche Zapfen heranreifen.
Meine Scherenschnitte zeigen Einzelteile der Borke, maennlicher sowie weiblicher Zapfen. Diese alte, weibliche Araukarie sieht besser aus als vor Jahren.
Ich las auf Wikipedia über die Langhaar Andenfeldmaus, Longhaired Grass Mouse, Abrothrix longipilis welche die Samen der Chilenischen Araukarien in Chile und Argentinien vergräbt und, so
entscheidend zum Nachwachsen beiträgt. Leider ist sie von vielen Fressfeinden umgeben. Sie lebt vor allem im Nothofagus Forest, liebt moorige oder felsige Gebiete, sowie Tussockgras und
Steppe.
Die Langhaar Andenfeldmaus ist kräftig gebaut und aktiv bei Tag und Nacht. Ihre Nahrung besteht aus Beeren, Samen, Insekten, Würmern, Pilzen und Farnen. Es gibt Bruten im Frühling und Sommer mit
etwa 4 Jungen.Greifvoegel wie die Schleiereule, Barn Owl, Lesser Horned Owl und die Rostfußeule, Rufous-legged Owl, jagen die Anden Feld-Mäuse ebenso unerbittlich, wie der Weissschwanz Aar,
White-tailied Kite und der Graue Andenfuchs, Southamerican Gray Fox.
Hier nochmal die Langhaar Andenfeldmaus und ihre Feinde
Eva Schmelzer (Dienstag, 15 Dezember 2020 15:47)
Was für ein imposanter Artikel über die Araucaria! Er vermittelt so viel Wissenswertes und hat gleichzeitig sehr viel Persönliches. Dazu kommt natürlich die einzigartige typische Bebilderung, aber nicht nur des Baumes als Ganzes, sondern liebevolle Details.
Und nicht nur die Auracaria, sondern auch die Andenfeldmaus, die im Zusammenhang mit dem Baum eine wichtige Rolle spielt, und deren Feinde wurden von Erika dargestellt. Ein sehr gelungener Artikel!