Der Taschentuchbaum
Text und Scherenschnitte: Erika Bulow Osborne
08.07.2021
Davidia involucrata vilmoriniana. Dovetree Handkerchieftree, or Ghosttree und im Deutschen Taschentuchbaum oder Taubenbaum.
Ein sehr eindrucksstarker Baum, der in seiner Variante, von dem es auch den ältesten Fossilien Fund gibt. Seine Blätter sind auf der Unterseite haarlos, wie bei einem Fossil, welches in Alberta Canada gefunden wurde und ebenfalls diesen kleinen Unterschied beweist.
(Upper Cretatious Campanion, Horseshoe Canyon Formation, Dinosaur Provincial Park, Alberta, Canada ).
Der schöne, attraktive Baum, der in vielen europäischen Parks und im Ipswich Park zu finden ist, kommt in zwei wenig unterschiedlichen Formen vor. In Europa trifft man meistens auf die Variante Davidia involucrata vilmoriniana, während wir hier im Ipswich Park die Davidia invulucrata involucrata Form haben.
Es hat geschichtliche Hintergründe.
Die europäische Form geht auf den französischen Missionar Armand David (1826-1900) zurück, der als Botanist 1869 in China einen neuen Baum entdeckte, welcher ihn weltbekannt machte und in 2000 Meter Höhe in China wuchs..Er sandte die Samen 1871 nach Paris, woraufhin Henri Baillon ihn als neue Baumart 1904 in Europa und Nord Amerika vorstellte: Davidia involucrata.
Fast wie erwartet kam es zu einer weiteren Entdeckung durch den britischen Pflanzen-Jäger Augustine Henry Wilson, der einen solchen Baum in Yangse Ichang Gorge fand und seine Funde nach Kew Gardens, in England sandte für Veitchs berühmten Gartenbau. So verbreitete sich von England her die zweite Variante.
Der einzige Unterschied Davidia involucrata var vilmoriniana hat eine unbehaarte Unterseite der Blätter , während Wilsons Form, Davidia involucrata war. involucrata mit behaarter Blattunterseite sich durch Veitch's Gartenbau von England her ebenso verbreitete.
Der Stamm des Taschentuchbaumes ist zuerst noch glatt, er wird erst später schuppig. Die Borke ist hellgrau bis bräunlich und ins Innere durchscheinend, mehr rötlich. Die wechselseitigen Blätter erinnern etwas an Linden, sie sind spitz zulaufend, gezähnt und unterschiedlich groß. Das Große weiße Hochblatt hat eine Länge von sechzehn cm, das Kleinere weiße Blatt acht cm..Anfangs sind diese wichtigen Hochblätter noch grün. In ihrer Weißen- Färbung bieten die beiden Hochblätter Schutz fuer die Staubblätter der kugeligen, männlichen Blüten.Der Wind hältsie in ständiger Bewegung. Sie umgeben die Blütenhülle. Man sieht einen grünen Stempel mit kürzeren Staubblättern und vielen männlichen Staubfäden, sowie dunkel purpurnen Staubbeuteln. Dieser Zustand aber dauert nur zehn bis zwanzig Jahre lang.
Im Oktober reifen an langen, rötlichen Stielen sitzende drei bis vier cm große gesprenkelte Steinfrüchte mit einer fleischigen Hülle. Sie enthalten drei bis fünf längliche Samen, welche nach achzehn Monaten zu keimen beginnen.
Nur einen einzigen Parasiten gibt es, der den Taschentuchbaum wählt: Viscus alba, die weißbeerige Mistel, welche sich gern in einem Taschentuchbaum einnistet ihn aber nicht zerstört.
Eva Schmelzer (Donnerstag, 15 Juli 2021 19:12)
Wie schön, dass Erika diesem Baum, den wohl kaum jemand kennt, einen Platz in der Naturwelt schenkt, bereichert mit ihren Scherenschnitten. Ich hatte vor einigen Jahren die Freude, einen solchen Baum kennenzulernen, und zwar im knapp drei Hektar großen Malkastenpark im Zentrum Düsseldorfs, der eine traditionsreiche Begegnungsstätte für Künstler und Philosophen ist und unter Denkmalschutz steht. Der Zutritt muss beim Gartenamt beantragt werden, ist also nicht öffentlich, deshalb herrscht dort eine ganz eigene Stimmung. Gewiss bin ich weder Künstlerin noch Philosophin, aber ein Freund ermöglichte mir den Besuch. Zwischen Efeu umrankten Skulpturen finden sich malerische Plätze, und wer genau hinsieht, entdeckt auch so manche botanische Besonderheit in der historischen Anlage, zum Beispiel einen Taschentuchbaum. Schön, ihm mal in der Naturwelt durch Erika wiederbegegnet zu sein.