Der Star
Text und Scherenschnitte: Erika Bulow Osborne
Foto:
11.04. 2018
Die Wiesenschafgarbe hilft einem Jung-Star
Der Star, Sturnus vulgaris, Starling wurde zum Vogel des Jahres 2018 gewählt. Er ist ein Vogel voller Überraschungen. Vom häufigsten Vogel in der Welt landete er in Niedersachsen auf der roten Liste. Schuld hat der Mensch, er nahm ihm seinen Lebensraum, denn Nutztiere fehlen auf der Weide. Sie waren seine besten Nahrungslieferanten durch den Dung.
Der Star ist ein Kurzstreckenflieger, oder manchmal Standvogel. Vereinzelt sah ich eine kleine Starengruppen während des Winters in unserem Garten, ein Paar nistete im Weissdorn, aber ob sie dieses Jahr wiederkommen, bleibt abzuwarten.Weiden, lichter Wald, Wiesen aber ohne Vieh währen hier bei uns sehr nah und selbst die selten benutzten großen naturbelassenen Flächen der naheliegenden Primary School würden sich zum Nisten und zur Nahrungssuche eignen.
Interessant ist die Art der Stare in Gruppen nach Nahrung zu suchen. Die hinteren Stare fliegen immer wieder nach vorn, wo mehr Nahrung zu finden ist. Sie erbeuten Nahrung im Boden, oder Tiere, die sich am Boden bewegen und sie nehmen Insekten im Flug. Die vielen Golfplätze mit kurzgehaltenem Rasen könnten dazu führen, dass Stare immer öfter in England als Standvögel bleiben. Die Winter sind kurz und der Klimawandel würde diesen Trend weiter vergrößern.
Früher wurden junge Stare gegessen. Sie wurden als zahme Jungvögel in Käfigen gehalten, denn ihre Fähigkeit des Nachahmens mechanischer Laute, Sprache und Musik, ist unübertroffen. Mozart komponierte ein kleines Stück, das wie ein Würfelspiel war und welches erklärt, wie dieses Nachahmen von Melodien von einem 'Star als schreibendem Komponisten' gestaltet würde :Mozarts"Ein musikalischer Spaß" ist wirklich nur so zu verstehen. Mozart besasßeinen Star, den er gekauft hatte, weil dieser eine musikalische Phrase aus einem damals noch nicht veröffentlichen Klavierkonzert KV 453, welches 6 Wochen früher komponiert wurde, imitierte. Auch war Mozart so begeistert von seinem musikalischen Star, dass er ihm eine große Beerdigung gab, als dieser nach 3 Jahren starb.
Wer Zeit hat, dem Star in Literatur zu begegnen, Shakespeare's ' Henry IV' und William Butler Yeats Gedicht 'The Star's Nest at the Window' sind empfehlenswert.
Stare sind monogam, können aber auch polygam sein. Männliche Jung-Stare beginnen ein Nest zu bauen in einer Baumhöhle und verschönern es mit Kräutern. Angeblich soll ein Kraut besonders attraktiv auf die Weibchen wirken, das Achillea millefoium, die Wiesenschafgarbe,Yarrow. Ist ein Weibchen beeindruckt ist vom Duft des Krautes und von seinem Singen, wird ein Nest gemeinsam aus trockenem Gras, Federn und weichen Blättern vorbereitet und sie legt ihre 4-5 blass-blauen Eier. Federlos und blind sind die Jungen zuerst. Als spätere Jung-Stare schließen sie sich einer Gruppe an und wir erfreuen uns an den Schwarm-Flügen in ständig wechselnder Formation, den spektakulären 'Murmurationen'. Diese helfen ihnen auch gegen Fressfeinde, wie Wanderfalke und Habicht, denn einen einzelnen Vogel als Beute zu erwischen, ist kaum möglich. Möge der Star mit seinen Künsten überall die Menschen bezaubern, er brauchte nur in Olivenkulturen oder Kirsch- Plantagen geeignete Netze zu spannen.
Marion Hartmann (Sonntag, 06 Mai 2018)
Der Star, auch "Spotter" genannt, denn seine Bandbreite der Imitation ist beinahe grenzenlos. Selbst Hundegebell ahmt er nach und hat auch wenig Probleme damit, die Geräusche von Rasenmähern und Klingeltöne von Mobiltelefonen zu imitieren.
Ich wusste nicht, dass Stare früher gegessen wurden und war noch mehr überrascht, als ich beim Recherchieren las, dass sich auf den Tellern von Schiller und Goethe auch Amseln befanden.
Das ist ein wirklich wunderbarer Bericht mit künstlerischer Beigabe über den Star von Erika, in dem sie uns selbst Mozart mit seinem musikalischen Star vorstellt!
Bleibt zu hoffen.., nein.., zu glauben..(Wer glaubt, wird selig), dass
es im Sinne der Rettung natürlicher, irdischer Verhältnisse eine Umkehr geben wird, die nur vom größten Feind der Natur.., vom Menschen ausgehen kann, die eine Selbsterlösung sein muss von allem gestreuten Unheil. Mein großer Dank wieder an Erika, welche selbst in ihrem Alter nicht abgeht vom Fleiß im Sinne der Natur!
Arthur Scholl (Dienstag, 17 April 2018 06:06)
Liebe Erika
vielen Dank für deinen wunderbaren Beitrag über den Star und deine Scherenschnitte begeistern mich ja schon seit Jahren
Eva Schmelzer (Montag, 16 April 2018 14:43)
Selbst ein vermeintlich bekannter Vogel wie der Star wird in der Beschreibung Erikas etwas ganz Besonderes und man lernt vieles dazu, was bisher unbekannt war. Aber ach - alle Geschichten, in denen es um die Natur geht, sind überschattet von Bedrohung oder gar Ausrottung, und immer ist die Erklärung dafür: “Schuld ist der Mensch”. Überall ist der Wermutstropfen des Rückgangs der Arten enthalten. Und die Menschen machen nicht Halt, selbst dann nicht, wenn die roten Listen immer länger werden.
Gerne werde ich mir die Zeit für Henry IV und William Butler Yates Gedicht nehmen, danke für den Hinweis und (wie immer) für die zauberhaften Scherenschnitte, die jeden Beitrag von Erika bereichern.