Der Schilfrohrsänger
Text und Scherenschnitte: Erika Bulow- Osborne
30.05.2019
Der Schilfrohrsänger, Acrocephalus schoenobaemus, Sedge Warbler.
Sein Rücken und die Flügel sind schwarzgestreift. Er hat eine weiße Kehle, die Unterseite ist hell und seine Beine sind grau. Gut sichtbar ist ein breiter Oberaugenstreifen und der Schnabel ist spitz. 10-13 gr wiegen sie, Männchen und Weibchen sind nicht unterscheidbar in der Natur.
Gleich nach ihrer Rückkunft von Afrika singen die Männchen. Es geht noch nicht um ein Revier, sondern lediglich darum, schnell ein Weibchen zu finden. Singend steigt er auf und lässt sich mit den Flügeln, zu einem ' V' erhoben, wieder fallen. Sicher wirkt es sehr beeindruckend für das Weibchen. Den Schilfrohrsängern macht ein kühles, nasses Wetter nichts aus. Die Paare sind monogam, aber bei einer Ausnahme, wenn er mit einem zweiten Weibchen ein erfolgreiches Brüten hat, sorgt das Männchen für beide Nester, Weibchen und alle Jungvögel.
Sollte das Weibchen in der Brutzeit beringt werden, würde der Beringer einen kahlen Teil an ihr entdecken, der bewusst federlos ist, weil sie so die Wärme besser an die kommenden Jungen abgeben kann. Junge kommen blind auf die Welt und sind total von ihren Eltern abhängig (es wird 'altrical' genannt). Sie bleiben im Nest bis zum Flüggewerden. Nur das Weibchen baut ein Nest, einen halben Meter hoch, aus Gras, Blättern, Spinnweben, Haaren, Daunen und blühendem Schilf. Drei bis fünf Eier werden gelegt und zwei Wochen lang bebrütet. Eine normale Lebenszeit für einen Schilfrohrsänger beträgt 2 Jahre. Erstaunlich vielseitig ist ihre Nahrung, die nur aus Insekten besteht: Fliege, Käfer, Motte, Florfliege, Grashüpfer, Wasserjungfrau, Libelle und Eintagsfliege.
Bevor sie nach Afrika aufbrechen, müssen sich die Schilfrohrsänger eine gute Fett-Polsterung zulegen. Sie fliegen bei Nacht und schaffen es ohne Unterbrechung bis nach Afrika. Manchmal aber geht es erst noch nach Nordfrankreich vor ihrem Weitstreckenflug, weil sie dort besonders viele Insekten finden.
Als ich das Thema des Schilfrohrsängers wählte, ahnte ich nicht, welche Überraschung mir bevorstand, dank Wikipedia. Denn dort in Afrika finden die Langstreckenflieger einen besonderen Busch oder Baum, bis zu sieben Meter Höhe. Es ist der Zahnbürsten- oder Arrakbaum, Salvadora persica, Toothbrushtree. Er wächst schnell, hat lange hängende Zweige und lange Knospen. Die Laubblätter sind gegeständig. Mit Blattstiel und Spreite betragen sie 1,4-10,5cm. Die Laubblätter haben ein Wasserspeicher-Gewebe, sie sind sonst einfach und fleischig. Die rispigen Blütenstände mit traubigen Teilblüten sind 10 cm lang. Erbsenförmige, kleine Früchte reifen zu einem Rot oder dunklem Violett heran mit je einem Samen. Der Baum passt sich an, er kann auf sandigem, trockenem Boden gedeihen und verträgt auch eine Höhe von 1800m in Tansania.
Knospen, Wurzen, Zweige werden noch heute zur natürlichen Zahnpflege genommen. Ein abgeschnittener Zweig muss solange gekaut werden, bis er wie eine Bürste aussieht. Alles Holzige wird ausgespuckt. Man nennt es 'Miswak' oder 'Siwak'.Es ist ebenso gesund für das Zungenschaben, wie für Zahnfleisch-Hygiene. Proteine sind keimhemmend und kleine Bassanit- Kristalle werden freigesetzt durch das Kauen der Pflanzenteile.
Auch wenn diese Vögel keine Zähne haben, keimtötende Nahrung ist auch für sie etwas Lebenswichtiges.
Eva Schmelzer (Mittwoch, 19 Juni 2019 14:58)
Wie schön, mal von einem Vogel zu lesen, den ich tatsächlich letztes Jahr optisch und akustisch in natura kennen lernen durfte, und zwar mit dem Ruderboot in einem naturnah erhaltenen Flussabschnitt der Havel in Brandenburg. Für die Vogelwelt ist das Terrain von großer Bedeutung. Streng geschützte Vogelarten, unter anderem der Schilfrohrsänger leben hier, 2004 wurde es als europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Sehr erstaunlich ist in der Tat nun die Verbindung zu dem Baum mit dem witzigen Namen, den er aber, nachdem man Näheres weiß, wahrlich zu Recht trägt! Herzlichen Dank liebe Erika für diesen interessanten Beitrag und Deine einzigartige Bebilderung dazu!
Marion Hartmann (Dienstag, 18 Juni 2019 15:44)
Schilfrohrsänger und Seggenrohrsänger stehen unter besonderem Schutz im Nationalpark "Unteres Odertal".., Deutschlands einzigster Auennationalpark und zugleich das erste grenzüberschreitende Großschutzgebiet mit Polen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpark_Unteres_Odertal
Für die Vorstellung des Schilfrohrsängers und des Zahnbürstenbaumes bedanke ich mich herzlich. Und dies belegt mit einzigartigen Schnitten. Dank auch an Gudrun, dass dies alles hier möglich ist.
Christine (Dienstag, 18 Juni 2019)
Nie vorher gehört von dem Baum und wieder die schönen Schnitte! Danke, liebe Erika �