Der Kleiber
Text und Scherenschnitt: Erika Bulow Osborne
09.02.2019
Sitta europaea, der Kleiber, der sowohl Spechten wie Meisen
ähnelt. Der Vogel, der sowohl kopfüber den Stamm hinunter läuft, als auch Kopf voran aufwärts.
Er liebt lichte Wälder und Parks, wie den Christchurch Park
und das Arboretum in Ipswich mit alten Bäumen, denn er benötigt schon vorhandene Nisthöhlen. Auch eine alte Mauer kann brauchbar gemacht werden, wenn größere Löcher vorhanden sind, denn seine Vorliebe ist das Verändern der Höhle:
das Kleiben oder Kleben. Wenn der Eingang zu groß ist, wird er mit Lehm und Pflanzenteilen so weit verklebt, dass nur noch die Vogeleltern ein-und ausfliegen können, der ganze Bau kann bis zu vier Wochen dauern, denn auch das Innere wird angepasst.
Der Kleiber ist etwas gedrungen im Körperbau, mit kurzem
Hals und dem kurzen Schwanz, den er aber nie zum Aufstützen benutzt. Sein Flug ist wellenartig, denn jeder nahestehende Baum wird angeflogen und von unten nach oben, ringsherum und auch abwärts nach Insekten, Käfern Larven oder Samen abgesucht.
Das ganze Jahr über sammelt er Futter für kargere Zeiten,
denn auch Eicheln, Haselnüsse und Bucheckern haben Jahre, in denen sie nur wenig Früchte ansetzen. Zur Not werden Beeren gefressen.
Die Paare sind monogam, Höhlen werden gern weiter verwendet.
Sie können keine Höhle meißeln. Doch haben sie den großen Vorteil der Wahl als Standvögel, dass sie allen Heimkehrern aus Afrika zuvorkommen. Sechs bis neun rotgesprenkelte Eier werden gelegt. Tief unten auf Holzspänen und Nadeln können sie schnell versteckt werden, wenn beide Eltern zur Nahrungssuche wegfliegen.
Sie und ihre Jungen müssen sich hüten vor Waldkauz, Kleiner Eule, Sperber und Habicht.
Kleiber sind gut zu erkennen an der schwarzen Augenbinde und
dem schönen Kastanien -Rotgold des Untergefieders, sowie der weißen Kehle.
Wir erleben, dass sie gelegentlich auch in die Gärten kommen
zum Futterplatz. Sie benutzen die gleiche Klettertaktik wie an den alten Bäumen, kommen den Stamm hinunter, Kopf nach unten, einen Fuß eingekrallt, dann ein Stückchen weiter hüpfend, äugend, ob der Fettball auch gut erreichbar sei, oder ob ein Aufstieg von unten mehr Erfolg brächte. Wenn sie gesättigt sind, verlassen sie die Futterstelle, der Kopf schon in Flugrichtung gedreht und, wellenförmig
fliegend sind sie bald wieder verschwunden.
Hans-Dieter Wiesemann (Donnerstag, 21 Februar 2019 09:54)
Liebe Erika,
deine Schrenschnitte mit mehreren Vögeln einer Art auf einem Schnitt, wie hier mit den wunderbaren Kleibern, strahlen von allen Scherenschnitten, die ich bisher von dir sah, die größte Dynamik aus. Im Augenblick des Anschauens bewegen sich die Vögel, als ob es ein Film abliefe. Das, lieb Erika, empfinde ich als große Kunstwerke. Jedes Detail stimmt. Vielen Dank dafür!
Eva Schmelzer (Sonntag, 17 Februar 2019 10:53)
Oh wie schön, dass Du dieses Vogels gedacht hast, liebe Erika! Und ebenso erfreulich, dass er – im Gegensatz zu vielen anderen Arten – nicht gefährdet ist, zumindest nicht in Deutschland. Dass das so bleibt, ist der wichtigste Schutz des Kleibers Eichen- und Buchenwälder erhalten. Nachhaltige Fortwirtschaft ist dafür die beste Voraussetzung. Im Vergleich zu Feuchtgebieten stehen Waldgebiete seltener unter Naturschutz. Allerdings sind mittlerweile viele Waldgebiete als Special Protection Areas, also europäische Vogelschutzgebiete, gemeldet worden. Rund ein Viertel dieser Flächen sind in Deutschland Waldflächen. Besonders wichtig sind hier die Buchenwälder, für die der Kleiber eine Leitart ist, und die immerhin eine Fläche von 613.000 Hektar ausmachen. Damit dürfte der Kleiber eine der Vogelarten sein, die vom Lebensraumschutz der FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitate) am meisten profitiert. Der Naturschutz sollte allerdings ein wachsames Auge auf negative Veränderungen der Waldbewirtschaftung haben und sich dafür einsetzen, dass das Verschlechterungsverbot in diesen wertvollen Wäldern auch eingehalten wird.