Der Hausrotschwanz
Text und Scherenschnitte: Erika Bulow Osborne
05.09.2020
Phoenicurus ochruros, Hausrotschwanz, Black Redstart,
Dieser Singvogel durchlief eine erstaunliche Ausbreitung
seines ursprünglich gewohnten Gebietes im Gebirge. Er dehnte seine Lebensweise bis ins Flachland aus und fand überall neue Möglichkeiten mit anderer Nahrung. Es war ein erstaunliches Vorgehen, sodass Hausrotschwänze nun fast überall zu finden sind .sie sind keineswegs
gefährdet, Ihr roter Rücken und Schwanz in einem sonst dunklen Gefieder haben vermutlich die seltsam scheinende englische Bezeichnung als 'Black Redstart' beeinflusst.
In Deutschland bieten Dörfer und Städte genug Möglichkeiten
zum Nisten, aber besonders günstig sind die hohen Fabrikhallen mit viel Platz zwischen den Stahlträgern. Sie bleiben bis Ende Oktober und überwintern im Mittelmeerraum. Seit 1977 gibt es auch in England eine gleichbleibende Anzahl von rund 60 Paaren.
Bei uns im Süd-Ost England findet man Hausrotschwänze mit
etwas Glück auch an der Nordsee, wo sie sich bei Ebbe Insekten von dem angeschwemmten Kelp holen. Mit steigender Flut gibt es an den Bohlen entlang reichlich Nahrung, bis die Flut ihren Höchststand erreicht hat. Manchmal, bei Hochflut, flüchten Insekten auf die steinerne Promenade, wo sie von Hausrotschwänzen, Seeschwalben und Möwen aufgepickt werden.
Hausrotschwänze haben sich auch an den Orwell-Fluss in
Ipswich gewöhnt, sodass man sie als Strichvögel dort erlebt.
Der Hausrotschwanz ist etwas schlanker als ein Haussperling.
Sein Schnabel verbreitert sich und zeigt Schnabelborsten. Die Beine sind sehr lang, dadurch wirkt seine Sitzhaltung aufrecht. Typisch sind sein Knicksen und Schwanzzittern.
Bei Jugendlichen Hausrotschwänzen spricht man von einem
'Hemmungskleid' mit verzögertem Erwachsenen Gefieder. Einige Männchen haben ein 'Fortschrittskleid', wenn bei ihnen nur noch der weiße Flügelspiegel fehlt. Die jährliche Mauser reicht Mitte Juli bis zum Oktober, mit der Handschwingenmauser.
Es ist erstaunlich, wie wenig sich Hausrotschwänze gestört
fühlen. Die einzigen Gebiete, welche sie meiden, sind Schilf und Ried.
Webspinnen, Weberknechte, Gliederfüßler, Schnecken, Raupen,
Regenwürmer finden sie am Boden, oder sie erbeuten diese im Sturz- oder Rüttel-Flug von einer Warte aus. Häufig sieht man Hausrotschwänze allein.
Für die Wahl eines neuen Quartieres ist das frühe Singen vor
Sonnenaufgang wichtig. Es gibt häufig Gesangsduette, denn auch die Weibchen singen. So werden Brutplätze gemeinsam gesucht. die Weibchen sind kritisch bei der Wahl. Sie zeigen schließlich durch eine geduckte Haltung an, wann es zur Gattung kommen soll. Die Begattung wird mehrfach wiederholt. Für das Nest nehmen sie gern einen abgedunkelten Platz, der etwas überdacht und geschützter
ist. Das Weibchen baut eine tiefe Mulde als Nest. Jede Ei-Ablage erfolgt früh morgens. Sie legt pro Tag ein Ei, sodass bis fünf oder sechs bläulich-weiße Eier im Nest liegen. Sie brütet allein zwölf bis siebzehn Tage lang. Eierschalen werden entfernt, der Kot wird gefressen. Zwölf bis neunzehn Tage lang füttern beide Eltern die Nestlinge. Es dauert zwei bis drei Wochen, bis aus den Stummelschwänzen echte lange Schwänze gewachsen sind.
Ihre Fress-Feinde sind Uhu, Schleiereule, Sperber und Falke.
Leider sterben Jungvögel auch durch Autoverkehr.
Mein Dank gilt Wikipedia für Einzelheiten.
Hans-Dieter Wiesemann (Montag, 21 September 2020 17:06)
Wieder ein ausgesprochen überzeugend durch lebendige Scherenschnitte illustrierter sachkundiger Beitrag von Erika, diesmal über den Hausrotschwanz. Vielen Dank.
Eva Schmelzer (Donnerstag, 17 September 2020 21:17)
Das kommt mir ja gerade recht- habe ich doch im August das Flüggewerden von drei Hausrotschwänzchen miterleben dürfen, und zwar bei einem Besuch in Brandenburg in einem Häuschen im Kiefernwald. Vielleicht eineinhalb Meter über dem Fenster meines Schlafstübchens hatte ein Hausrotschwanz-Pärchen hinter einer lückenhaften Holzplanke des überstehenden Daches gebrütet. Sie störten sich nicht daran, dass wir Menschen und ein Hund uns auf der Terrasse unter dem Nistplatz viel aufhielten, fütterten fleißig bis eines späten Nachmittags das erste das Nest verließ. Wir, zwei Leute, saßen zufällig darunter, als es regelrecht herauspurzelte, das zweite folgte gleich hinterher. Ein paar Meter weiter ist eine Totholzhecke angelegt, wohin sie flogen. Das dritte Junge aber blieb noch im Nest, wurde auch weiter gefüttert, bis es am nächsten Morgen ebenfalls seinen Geschwistern folgte. In den Tagen vorher habe ich übrigens auch festgestellt, wie laut solche hungrigen Nestlinge nach Futter schreien. Lange schlafen ohne Ohropax war nicht möglich ;-)
Danke Erika, nun habe ich sogar noch einen Scherenschnitt zu meiner Bekanntschaft.