Der Gänsesäger
Text und Scherenschnitt: Erika Bulow Osborne
Foto: Gudrun Kaspareit
24.04.2017
Der Gänsesäger, (Merganser merganser)
Im Christchurch Park in Ipswich herrschte freudige Erregung, als ein Gänsesäger vor einem Jahr gesichtet wurde und brütete. Alte Bäume mit tiefen Spechthöhlen sind vorhanden und das Wasser ist nicht zu weit entfernt, es hat Fischbestand, aber es ist kein fliessendes Gewässer.Das könnte ein Grund für Ablehnung sein. Noch kommt er in England vor, aber nur vereinzelt.
Der Anblick dieses mittelgroßen Vogels ist etwas Besonderes. Im Gegensatz zu den meisten Vögeln ist das Weibchen durch ihre abstehenden Kopffedern sehr attraktiv in rotbrauner Farbe. Im Kontrast dazu steht das hell gesprenkelte Gefieder, mit Kinn und Kehle in Weiß.
Das Männchen trägt einen schwarzgrünlichen, runden Kopf mit anliegenden Federn. Ein weißes, durchgehendes Feld auf Rumpf und Hals, sowie einen weiß bis lachsfarben Bauch.
Die Jungen tragen die gleichen Farben, wie die Mutter: rotbraun und weiß.Männchen und Weibchen haben einen langen rötlichen Schnabel mit scharfen gezähnten Kanten, der an der Spitze hakenförmig nach unten geht. Sehr praktisch um Beute zu fangen. Gänsesäger brauchen viele kleine Fische,was sie bei Anglern in Verruf bringt, so das trotz eines guten Anstiegs ihrer Zahlen, die Schweiz bereits wieder Bejagung fordert. Selbst ein Vergrämen durch akustische Geräusche soll benutzt werden, was wieder andere Vögel beeinträchtigt, wie Eisvogel, Haubentaucher, Kormoran und Graureiher.
Ich kannte den Gänsesäger früher noch nicht, aber Gudrun wies auf ein Vorkommen an der Ostsee hin.
Das ist interessant, weil die Gänsesäger eigentlich Süßwasser bevorzugen. Im März erlebt man sie noch auf dem Durchzug aus Afrika nach Deutschland. Das Voralpengebiet, Polen und das Seengebiet von Schleswig-Holstein sind ihre Ziele.
Wegen des Klimawandels scheint sich eine Verbreitung nach Norden zu entwickeln,wenn es genügend alte Bäume und Wälder gibt mit fließendem Gewässer. Gänsesäger brauchen tiefe Höhlen, diese sind selten vorhanden. Sie benutzen aber auch künstliche Nisthilfen und wahrscheinlich an der Ostsee, Küsten Sandhöhlen.
Es kommt vor, dass sich zwei oder gar drei Weibchen eine große Höhle zum Brüten teilen. "Ein Verhalten, das sonst bei keinem anderen einheimischen Höhlenbrüter zu beobachten ist" (Dr.Westphal).
Von April an liegen in den Nestern 7-14 cremig-weiße Eier, welche über einen Monat bebrütet werden. Schon einen Tag nach dem Schlüpfen aber kommt die große Mutprobe. Die Mutter begleitet ihre Jungen zum Ausgang der Höhle und die Küken springen in die Tiefe.
Die Kleinen sind so leicht, dass ihnen der Fall auf den Waldboden nichts ausmacht .Dann wandern sie gemeinsam zum See und können sofort, angeborenerweise schwimmen und tauchen. Sie suchen sich auch gleich ihre Insekten und Würmer. Gelegentlich sieht man die Mama mit ihren Jungen auf dem Rücken, wenn sie ihnen den See in seiner Größe zeigt. Kleine Fische bis 10 cm werden verzehrt. Schon im zweiten Lebensjahr erreichen die Kleinen die Geschlechtsreife.
Gänsesäger, Wintergäste im Neustädter Hafen
Hans-Dieter Wiesemann (Dienstag, 02 Mai 2017 18:37)
Liebe Erika, wie eindrucksvoll dein Scherenschnitt Einblick in das Verhalten des Gänsesägers vermittelt! Ich habe ihn noch niemals bewußt beobachtet - bin halt eher in Feld, Wald und auf Wiesen unterwegs -, doch dein Schrenschnitt zeigt wunderschön wesentliche Verhaltensmuster der Art. Sollte er mir demnächst an einem großen Gewässer ins Blickfeld kommen, dann erkenne ich ihn bestimmt am Verhalten. Vielen Dank auch für deinen Bericht!
Eva Schmelzer (Montag, 01 Mai 2017 17:04)
Erika überrascht mich immer wieder, indem sie mir bisher unbekannte Tiere (und auch Pflanzen) vorstellt. Besonders hübsch ist diesmal ihr Scherenschnitt (der einfach zu Erikas Beiträgen dazugehört), weil er die verblüffende Szene festhält, wie die Küken sich in die Tiefe fallen lassen. Vielen Dank, liebe Erika, für die liebevollen und wissenswerten Details, mit denen Du uns den Gänsesäger nahe gebracht hast. Wer weiß, vielleicht werde ich einmal einem begegnen in einem der zahlreichen Gewässer in und um Düsseldorf. Ich werde die Augen – wie immer – offen halten.
Gudrun (Montag, 24 April 2017 16:07)
Liebe Erika,
ein wunderschöner Bericht über die Gänsesäger. Tatsächlich haben wir hier in Neustadt an der Ostsee regelmäßig Gänsesäger als Wintergäste. Aber einige, wenige bleiben auch, um hier zu brüten. Für sie hat der BUND am Binnenwasser Gänsesägerbrutkästen angebracht. Allerdings hatte sich in einem der Kästen ein Waldkauz breit gemacht.