Das Braunkehlchen
Text und Scherenschnitt: Erika Bulow-Osborne
01.04.2019
Das Braunkehlchen, Saxicola rubetra, European Stonechat.
Immer wieder muss erwähnt werden, dass alle Rückgänge bei unseren Singvögeln mit der industrialisierten Landwirtschaft zusammenhängen. Denn Braunkehlchen sind Bodenbrüter. Sie brauchen dringend eine dichte Krautschicht, um das Nest aus Grashalmen, Blättern und trockenen Gräsern zu verstecken.
Trotz ihrer kurzen Flügel schaffen sie als Zugvögel den weiten Weg nach Afrika. .Dort treffen sie sich mit verschiedenen anderen Saxicola Arten und gelegentlich kommt es zu Überschreitungen der eigenen Arten. Als ich mich mit den verschiedenen Arten beschäftigte, und über die immer von Neuem hinterfragten Zugehörigkeiten las,wurde mir bewusst, in welch interessanter Zeit wir leben. Natur bleibt nie stehen, denn auch wir Menschen verändern uns weiterhin.
Schön ist die Farbigkeit in dem auffallend weißen Überaugenstreif, kleinen weißen Lichtern auf den Flügeln mit schwärzlichem Scheitel und kleinem schwarzen Wangenfleck.
Neben der hohen Krautschicht brauchen Braunkehlchen mehrere Singwarten .
Das Weibchen allein baut ein Nest. 4-7 Eier werden früh im Mai gelegt und 11 Tage bebrütet. Die Jungen verlassen das Nest, wenn sie noch nicht fliegen können. Sie sind weiter abhängig von den Eltern und verstecken sich um das Nest herum. Eine zweite Brut kommt häufig vor, denn immer noch hat man die Mahd nicht angepasst an ihre kurze Zeit in Europa. Sehr schädigend sind Weide-Tiere, Elster, Krähe,Wiesel und Merlin.
Hervorragend angepasst an ihr Zugvogel-Dasein, beenden die Eltern ihre Mauser vor dem Flug und auch die Jungen haben eine kleine Mauserung, behalten aber ihr Fluggefieder, bevor sie nach Afrika aufbrechen. Mein Scherenschnitt zeigt solche kleine Familie.
Allgemein gilt das Braunkehlchen als verbreitet zwischen Westeuropa und Sibirien, aber es gibt zu viele intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen, in denen das Braunkehlchen gefährdet ist. 1987 war es deshalb Vogel des Jahres in Deutschland. In England gibt es besonders im Süden und Osten starke Einbußen wegen der Landwirtschaft. Hier zeigte es sich, dass die Braunkehlchen dann in mehr sumpfige Gebiete oder sogar in Gebiete gerade gefällter Kiefern auswichen,aber nur während der ersten Jahre von Neuanpflanzungen blieben. Es blieb eine Notlösung.
Eva Schmelzer (Montag, 15 April 2019 15:49)
„Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle.“ Was das bekannte Kinderlied von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben seit seiner Veröffentlichung 1837 als immer wiederkehrendes Bild und Anbeginn des Frühlings reklamieren konnte, zeichnet nunmehr allenfalls Konturen eines beinahe schon romantisierten Sehnsuchtsgefühls nach einer intakten Natur nach, die wir so kaum mehr erleben. Kurzum: Die Schar der Singvögel zeigt sich arg dezimiert. Vogelschützer und Naturschutzverbände schlagen längst Alarm. Entwarnung gibt es nicht, wie Erikas Beitrag zeigt. Aber wir könnten das Dezimieren verhindern, wenn wir für den Schutz des Braunkehlchens und anderer nur kleine Verzicht-Opfer bringen würden, die in keinem Verhältnis stehen zum Gefühl des Glücks, den Tieren ihren Lebensraum zu erhalten.
Der Scherenschnitt zu diesem Artikel ist ganz besonders zauberhaft gelungen.