Der Schreiadler
Text: Gudrun Kaspareit
Foto: Wikipedia
22. 07.2015
Der Schreiadler ist der kleinste Vertreter seiner Art in Deutschland. Bei einer Körperlänge von ca. 60 – 70 cm erreicht er eine Flügelspannweite von 1,50 m. Er heißt Schreiadler, weil er gerne und häufig seine charakteristischen Rufe ausstößt. An sein Brut. und Jagdhabitat stellt er die größten Ansprüche. Es sollte nicht zu trocken sein, unzerschnitten und strukturreich. Nun wird auch klar, weshalb es nur noch höchstens 100 Brutpaare gibt, im dicht besiedelten Deutschland. Der Adler ist akut vom Aussterben bedroht und steht auf der roten Liste. Das Adlerpaar legt immer zwei Eier, aber das ältere Küken tötet das kleinere, sodass die Eltern nur jeweils ein Küken groß ziehen.
Der Schreiadler ist vom Osten Deutschlands bis nach Weißrussland beheimatet und vom Baltikum bis zum Balkan. Im Herbst fliegt er 10000 km weit, um in Südafrika zu überwintern.
Interessanterweise jagt der Adler oft zu Fuß, nach Kleinsäugern, Reptilien und Amphibien und trägt seine Beute im Schnabel davon. Aber er versteht sich auch auf die Ansitzjagd von einer erhöhten Warte aus und auf den Suchflug in geringer Höhe.
Die intensive Landwirtschaft macht ihm zu schaffen. Sie hat ihm seinen Lebensraum genommen und treibt ihn an den Rand der Ausrottung. Noch kommen die Adler in jedem Frühjahr aus Afrika zurück in ihre Brutgebiete, aber wie lange noch. Es gibt sie in Deutschland nur noch in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Überall sonst ist er ausgestorben. Intensive Land- und Forstwirtschaft sowie die Entwässerung von Feuchtgebieten entziehen den seltenen Greifvögeln hierzulande die Lebensgrundlagen. Zudem ist er auf seiner Wanderrute durch Wilderei im Nahen Osten sehr gefährdet. Auch schlecht geplante Windkraftanlagen bedrohen den Vogel.
Er kann in Mecklenburg-Vorpommern nur noch in Schutzgebieten wie z.B. den Natura 2000 Gebieten existieren. Außerhalb dieser FFH Flächen, wird sein Lebensraum weiterhin durch die Landwirtschaft zerstört. Ein Aufweichen der Vogelschutzrichtlinien hätte dramatische Konsequenzen für den seltenen Greifvogel. Schreiadler Gebiete sind auch für viele andere Tier und Pflanzenarten wertvolle Lebensräume und machen diese zu einem El Dorado der Biodiversität.
Da der Schreiadler in Deutschland akut von Aussterben bedroht ist, muss er besonders geschützt werden
(Der Schreiadler ist eine Art des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie (RL 89/409/EWG), für die Vogelschutzgebiete auszuweisen sind.)
Weitere Informationen zum Schreiadler:
NABU Mecklenburg-Vorpommern
Ulf Bähker
Wismarsche Straße 3
19053 Schwerin
Tel. 0385-593898-0
Ulf.Baehker@NABU-MV.de
Adlerpate werden beim NABU:
Eva Schmelzer (Sonntag, 02 August 2015 16:53)
Ich glaube, ich habe schon erwähnt, dass ich vor einigen Jahren eine ganze Saison lang Nester von See-, Schreiadlern und Schwarzstörchen beobachtet habe mittels einer Live-Webcam mit Ton in Estland. Von Anbeginn an, also dem Errichten oder Herrichten des Nestes bis zu dessen Verlassen. Schreiadler legen nur max. 2 Eier, der Legeabstand beträgt 3 bis 4 Tage, die Brutdauer beträgt 38 bis 41 Tage. Falls zwei Küken schlüpfen, wird das zweite Küken vom zuerst geschlüpften Küken immer wieder vom Futter abgedrängt und schließlich durch Schnabelhiebe getötet, so dass immer nur ein Jungvogel ausfliegt. Die Tötungshandlung ist angeboren und erfolgt unabhängig vom Ernährungszustand der Jungvögel, dieses Verhalten wird daher als „obligatorischer Kainismus“ bezeichnet. Das mit anzusehen war zwar hart, aber es ist ja nun mal ein angeborener Instinkt und keine Grausamkeit.
Auch dieses Jahr gibt es wieder einige schöne Webcams, einfach die Seite
http://www.looduskalender.ee/de/
öffnen, links auf die Kamera klicken, die man sehen möchte und dann in der Mitte unter dem Bild auf „Direktübertragung“ gehen. Ich muss allerdings auf „Risiken und Nebenwirkungen“ hinweisen: Man riskiert, süchtig zu werden. Das Bild ist live und bewegt, also wie ein Film und mit Ton.
Ich wünsche dem Schreiadler von Herzen eine Zukunft in der Vogelwelt!