Der arme Regenwurm
Text: Gudrun Kaspareit
Foto: Wikipedia
09.12.2017
Das Insektensterben ist ja schon lange Thema bei uns Umweltschützern und hat nun auch endlich die Öffentlichkeit erreicht, aber auch unter der Erde spielt sich ein unfassbares Drama ab.
Allein schon durch die ganze Gülle und die vielen Spritzgifte, sterben genug Würmer und andere Bodenorganismen. Jene, die nicht sterben, vergiften langfristig ihre Fressfeinde. Regenwürmer sind ja für viele Tiere eine Art Grundnahrungsmittel.
Doch das wirklich dramatische ist, dass sie ihre Aufgabe als Motor des ökologischen Kreislaufes, nicht mehr gerecht werden können. Sie, die Würmer und ihre Kollegen, bilden die Grundlage des ökologischen Kreislaufes, ohne sie bricht er zusammen und mit ihm alles Leben. Schon als Jugendliche habe ich provokant gefragt, wer denn wohl für das Fortbestehen der Welt wichtiger sei, die Würmer oder die Menschen. Ich meinte das damals als Metapher für die Arroganz der Menschen. Nie hätte ich damals gedacht, dass dieses Problem uns ganz real einholen könnte.
Der Regenwurm ist tatsächlich vom Aussterben bedroht. Das hat sogar das Umweltministerium bestätigt.
1 Kilo Regenwürmer verarbeiten pro Tag ca. 1/2 kg Biomasse, weshalb sie auch ursprünglich „reger Wurm“ genannt wurden. Manche Regenwurmarten fressen täglich ihr eigenes Körpergewicht (das sind ca. 15 g). Auf 1 qm Land wurden schon bis zu tausend Regenwurmröhren gezählt. Dadurch wird der Boden locker und luftig gemacht, und das 4- bis 10fache an Regenwasser kann aufgenommen und abgeleitet werden. Sie sorgen außerdem für eine Umschichtung des Bodens, indem sie aus einer Tiefe von bis zu 2 m mineralische Substanzen an die Erdoberfläche befördern.
Leider wird dem Regenwurm im Garten und auf Äckern oft der Einsatz von Pestiziden zum Verhängnis. Eine einmalige Spritzung kann für sie schon tödlich sein. Andere Tiere fressen diese an Pestiziden verendeten Regenwürmer und können daran ebenfalls sterben.
Regenwürmer sind blind, taub, stumm, können nur kriechen und sind dennoch die stärksten Tiere der Welt, jedenfalls im Verhältnis zu ihrer Körpergröße. Und sie produzieren den besten Dünger der Erde. Weltweit gibt es über 3000 verschiedene Arten von Regenwürmern. Ihr Name kommt im Übrigen von „Reger Wurm“ und nicht von Regen. Regen macht den Würmern nichts aus, wenn sie allerdings an die Oberfläche kommen, versterben sie alsbald, da sie sehr empfindlich auf UV Licht reagieren. An die Oberfläche werden sie gelockt durch die Vibration der Regentropfen. Manche Vögel wissen das und ahmen das Prasseln des Regens durch schnelles Trampeln mit den Füßen nach.
Der Regenwurm ist also für eine gute Bodenfruchtbarkeit zuständig, er düngt, belüftet und schichtet unermüdlich um. Trotzdem sterben täglich Millionen von ihnen unbemerkt und unerkannt. Zugemauert mit Beton unter versiegelter Erde, vergiftet mit Agrargiften und Gülle. Es sterben auch Tausendfüßler, Kellerasseln, Drahtwürmer, Springschwänze, Schnecken, Spinnen, Insekten, Vögel, Rebhühner, denen die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Ich habe auch schon mehr als 10 Bussarde über den Acker laufen sehen, die nach starken Regenfällen die Regenwürmer absammeln, welche an die Oberfläche gekommen sind. Leider kann es vorkommen, dass die Greife sich an den mit Pestiziden belasteten Würmern vergiften, wenn sie zu viele von ihnen vertilgen. So geht es natürlich auch allen anderen Tieren, die viele Würmer verzehren.
Bauer Willi sagt:
„In einem Quadratmeter Ackerboden leben rund 100 Regenwürmer. Täglich werden in Deutschland rund 800.000 Quadratmeter der landwirtschaftlichen Produktion entzogen. Somit sterben täglich 80 Mio. Regenwürmer. Jeden Tag. Nur in Deutschland. So viel, wie dieses Land Einwohner hat…
Man kann Geld vermehren. Aber nicht den Boden auf dem wir leben. Und von dem wir leben!
Euer Bauer Willi“
Und ich sage, wir müssen uns immer bewusst sein, dass wir ohne die unterirdischen Armeen der Bodenorganismen keine Lebensgrundlage haben, denn sie sind es, welche die abgestorbenen, organischen Stoffe aufschließen und dem Lebenskreislauf wieder zugänglich machen.
Hier gibt es einige Infos zum Regenwurm
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/02265.html
Man kann Regenwürmer selber züchten. Auf einen guten Boden sollten pro qm ca. 200 Würmer vorkommen, auf einem fruchtbaren Boden findet man sogar 300 bis 400 Stück pro qm. So ein Boden ist besonders bei mineralienintensiven Pflanzen erstrebenswert.
Ein Regenwurm - Zuchtkasten für den Innen und Außenbetrieb ist leicht selber herzustellen. Als Material empfiehlt sich massives Holz, auf keinen Fall sollten Preßspanplatten verwendet werden, da sich in diesen giftige Gase entwickeln und auch schnell aufquellen. Auch sollte kein chemisches Holzschutzmittel verwendet werden. Als biologische Alternative empfiehlt sich das dünne Auftragen von Bienenwachs, was aber nicht unbedingt notwendig ist.
Die Maße von LxBxT 1,0 x 0,6 x 0,30 m sind hier zu empfehlen, da ein solcher Kasten ohne weiteres 1 kg Regenwümer aufnehmen kann, die bereits nach kurzer Zeit den Bioabfall eines 2 oder 3 Personenhaushaltes verspeisen.
Gudrun (Mittwoch, 03 Januar 2018 07:57)
Liebe Mone,
natürlich darfst du den Artikel gerne verwenden. Ich bin ja froh, wenn er möglichst oft gelesen wird. Nur bitte mit dem Link, wenn es geht.
Ganz liebe Grüße und danke für dein Interesse,
Gudrun
Mone Dopp (Dienstag, 02 Januar 2018 22:07)
Liebe Gudrun, darf ich Deinen Text, selbstverständlich unter Angabe Deines Namens für meine Arbeit verwenden?
Mone Dopp von Wir - Kind und Tier e.V.
Eva Schmelzer (Dienstag, 02 Januar 2018 14:58)
Ich habe mir eingebildet, einigermaßen gut über die Zusammenhänge in der Natur zu reflektieren, informiere mich leidlich, mache mir Gedanken. Aber den uns so vertrauten Regenwurm habe ich ehrlich gesagt niemals mit einbezogen. Und so geht es wohl sehr vielen, leider auch denen, die Einfluss nehmen könnten auf das Sterben der unzähligen Helfer, auf die die Natur (und damit auch wir!!!) angewiesen ist. Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel über diese Tiere und die weitreichenden Auswirkungen ihrer Notwenigkeit im Ökosystem.
Erika (Dienstag, 02 Januar 2018 11:58)
Egal, wie klein unser Garten ist, wir koennen unseren Beitrag zur Erhaltung des Regenwurmes bringen, ob durch eigene Zuechtung, oder mit naturbelassenen, nie von Duengemitteln verseuchten Gaerten als Miniatur- Biotopen. Nachdem ich mich vor laengerer Zeit mit Ohrwuermern beschaeftigte und lernte, dass sie in einmaliger Weise ihren Nachwuchs noch lange weiter versorgen, wurde mir klar, wieviel neues Erlernen ueber all die Springschwaenze, Kellerasseln, Drahtwuermer, Tausendfuessler, Schnecken und Spinnen noch auf der Warteliste stehen. Ein hoch interessanter Artikel von Dir ,liebe Gudrun, ich bin wieder voller Erstaunen ueber den Regenwurm, eines der staerksten Tiere der Welt. Man braucht nicht zu reisen, alles liegt direkt vor der Tuer. Herzlichsten Dank.
burkhrd.schroeter@arcor.de (Montag, 01 Januar 2018 16:53)
Danke für den Bericht. Wieder was wichtiges gelernt.